10. April 2023: Bericht zum Februargedenken der Wiener Sozialdemokratie

Das große Gedenken für den Februar 1934 in Wien fand heuer zum ersten Mal im 14. Bezirk in Penzing am Schönbergplatz im Hugo-Breitner-Hof statt. Unter der bewährten musikalischen Begleitung der Gruppe Morgenrot gelang der Wiener SPÖ-Bildung, dem Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen und der Sozialistischen Jugend Wien in großartiger Zusammenarbeit mit der Bezirksorganisation der SPÖ Penzing ein eindrucksvolles Gedenken. Hunderte TeilnehmerInnen, unter ihnen Bundesparteivorsitzende Genossin Pamela Rendi-Wagner, waren zugegen. Die Veranstaltung fand ihren würdigen Ausklang beim gemeinsamen Singen von ArbeiterInnenliedern mit der Sozialistischen Jugend im Casino Baumgarten.

Bei der Begrüßung machte der Direktor der Wiener Bildungsakademie Marcus Schober darauf aufmerksam, dass Demokratie in der Geschichte nie eine Selbstverständlichkeit war. Nur dreißig Prozent der Staaten weltweit besitzen stabile Demokratien.

Landtagspräsident Ernst Woller, Vorsitzender der Wiener SPÖ-Bildung, erinnerte an den ab 1920 amtsführenden Stadtrat für das Finanzwesen Hugo Breitner. Er führte die am 20. Jänner 1923 im Gemeinderat beschlossene zweckgebundene Wohnbausteuer ein. Dadurch wurden in Wien zwischen 1923 und 1934 über 66.000 (!) neue Wohnungen geschaffen. Hugo Breitner war ab dem 12. Februar 1934 unter dem austrofaschistischen Regime 14 Wochen in Haft.

„Der 12. Februar war ein Tag des ‚roten Mutes‘, ein Tag des Widerstandes, ein Tag des Kampfes für die Demokratie!“ so der Stadtrat und stolze Bezirksparteivorsitzende der SPÖ Penzing Jürgen Czernohorzsky. Er informierte über die Kämpfe im Bezirk, die Besetzung der Remise Breitensee durch den Schutzbund, die Kämpfe in der Breitenseer Straße 108-112, im Schimonhof und bei der Feuerwache am Steinhof.

Alexander Wrabetz, der neue Präsident vom SK Rapid, verwies in seiner Rede darauf, dass der als „Erster Wiener Arbeiter-Fußballklub“ 1899 gegründete Verein im Austrofaschismus unter ständiger polizeilicher Beobachtung stand, da viele der Spieler Mitglieder der schon verbotenen SDAP waren. Rapid ließ sich nicht von der Vaterländischen Front vereinnahmen.

Für Rihab Toumi, die Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Wien bedeutet Gedenken für eine bessere Jugend zu kämpfen. Es gelte daher besonders laut zu sein gegen eine FPÖ, die Jugendliche in Wien ihr Existenzrecht absprechen. Erinnern heißt auch immer kämpfen!

Gerald Netzl, Vorsitzender unseres Bundes, war glücklich, dass sein Vorschlag, die Feier in Penzing durchzuführen, angenommen wurde. Er erinnerte an die drei Todesopfer der Februarkämpfe in Penzing. Das waren der Hilfsarbeiter Ferdinand Blat, die Zivilistin Frau Leopoldine Aschauer und der Polizist Leopold Distl. Dabei gedachte er auch der Gewaltopfer aus dem Jahre 1923, wie der Ermordung Franz Birneckers am 17. Februar 1923 durch Rechtsextreme. Sie war Auslöser für die Gründung des Republikanischen Schutzbundes im März 1923. Des Weiteren wurde der Eisenbahnschaffner Karl Stil im Mai in Favoriten von Nationalsozialisten getötet. Franz Kovarik wurde im Alter von 16 Jahren in Spillern bei Korneuburg von Nazis ermordet. Gerald Netzl schloss „Es ist unsere Pflicht die Gräber der GenossInnen, die gestorben sind, zu bewahren.“ Er versprach, sich für die Widmung des Grabes des gehenkten Februarkämpfers Emil Svoboda in ein Ehrengrab einzusetzen (Die Gräber der ebenfalls gehenkten Karl Münichreiter und Georg Weissel haben diesen Status bereits, Anm.).

Bürgermeister Michael Ludwig sagte gleich zu Beginn seiner Abschlussrede das Ehrengrab für Emil Svoboda zu. „Das Ende der Demokratie begann nicht mit dem 12.Februar 1934, sondern war ein schleichender Prozess in den 1920er Jahren.“ so der Vorsitzende der SPÖ Wien. Er kritisierte die Verrohung der Sprache in der Gegenwart anhand der Aussage Herbert Kickls, dem Bundespräsidenten „den Schädel gerade zu rücken“ in Verbindung zu der historischen Aussage des Heimwehrführers Graf Rüdiger von Starhemberg „Wir werden nicht ruhen, bis der Kopf des Asiaten in den Sand rollt.“ die sich gegen Hugo Breitner richtete. Er beendete seine Rede mit den Worten: „Es ist unsere Aufgabe heute wieder dagegen aufzutreten, wenn es wieder ähnliche Bestrebungen gibt. Das sollten die Lehren aus den Februar 1934 sein.“

Dominik Lang

Die komplette aktuelle Ausgabe findet sich unter: http://www.freiheitskaempfer.at/wp-content/uploads/2023/03/FSW-01-02-03-Version-FINAL-WEB.pdf

Foto: Februarfeier Wien.jpg Credits: Markus Sibrawa

Fototext: Februarfeier der SPÖ Wien im Hugo-Breitner-Hof v. l. n. r. Marcus Schober, Alexander Wrabetz, Gerald Netzl, Jürgen Czernohorzsky, Michael Ludwig, Pamela Rendi-Wagner, Ernst Woller (nicht im Bild Rihab Toumi)

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