12. Mai 2025: Rückschau: Bruno-Kreisky-Preisverleihung für das politische Buch 2024 – Bruno Kreisky Forum am 7.5.2025

(c) Christian Bader/SPÖ-Bundesbildung

Der Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch wird seit 1993 jährlich vom Karl-Renner-Institut in Zusammenarbeit mit der sozialdemokratischen Bildungsorganisation und seit 2008 mit Unterstützung des sozialdemokratischen Parlamentsklubs verliehen. Mit diesem Preis wird im Sinne des Lebenswerks Bruno Kreiskys politische Literatur ausgezeichnet, die für Freiheit, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit, Solidarität, Demokratie und sozialen Zusammenhalt, Toleranz und die Freiheit der Kunst einsteht.

Eröffnung und einleitende Worte

Doris Bures
Dritte Präsidentin des Nationalrats, Präsidentin des Karl-Renner-Instituts 

Laudationen

Sabine Kroissenbrunner
Generalsekretärin Bruno Kreisky Forum

Maria Maltschnig
Direktorin Karl-Renner-Institut

Hannes Swoboda
MEP ret., Vorsitzender der Jury

Urkundenüberreichung an die Preisträger:innen

Johannes Greß
Sonderpreis „Arbeitswelten – Bildungswelten“ für „Ausbeutung auf Bestellung“, Verlag des ÖGB, 2024

Jagoda Marinić
Anerkennungspreis für „Sanfte Radikalität“, S. Fischer Verlag, 2024

Francesca Melandri
Preis für das publizistische Gesamtwerk

Festrede*

Francesca Melandri 

Moderation

Sonja Kato

* Die Festrede wurde in englischer Sprache gehalten und ins Deutsche übersetzt.

Wir danken für die Kooperation: Echo Medienhaus – GewerkschafterInnen in der SPÖ – Sozialdemokratische GewerkschafterInnen in der AK Wien – Gewista – PUBA Privatstiftung zur Unterstützung und Bildung von ArbeitnehmerInnen – Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband Österreich – Wiener Städtische Versicherungsverein

Eine Zusammenarbeit des Karl-Renner-Instituts mit der sozialdemokratischen Bildungsorganisation und dem sozialdemokratischen Parlamentsklub.

Inhaltlicher Abriss der Redebeiträge:

Bruno-Kreisky-Preis 2025 – Drei Stimmen für Menschenwürde, Demokratie und soziale Gerechtigkeit

Am 7. Mai 2025 wurden im Bruno-Kreisky-Forum in Wien die diesjährigen Bruno-Kreisky-Preise für das politische Buch verliehen. In einem festlichen, aber zugleich politischen Abend standen drei herausragende Stimmen im Zentrum, die mit ihren Werken zur Verteidigung von Demokratie, Humanität und sozialen Rechten beitragen.

Doris Bures: Literatur als moralische Stütze gegen Krieg und Reaktion

In ihrer Eröffnungsrede betonte Nationalratspräsidentin Doris Bures die historische Rückkehr imperialistischer Gewalt und die Notwendigkeit, die Werte Humanismus, Aufklärung und Solidarität wachzuhalten. Angesichts von Krieg in der Ukraine, autoritärer Politik in Israel oder globaler Handelskonflikte sei die Demokratie weltweit unter Druck. Bures hob hervor, dass gerade in solchen Zeiten Literatur als „intellektuelle Mutinjektion“ helfen könne, komplexe Entwicklungen differenziert zu betrachten. Sie würdigte alle drei Preisträger:innen dafür, dass ihre Werke Perspektiven eröffnen, die Polarisierung durch Verstehen ersetzen.

Francesca Melandri: Literatur als Widerspruch gegen das Vergessen

Die italienische Autorin Francesca Melandri erhielt den Preis für das publizistische Gesamtwerk. In ihrer Festrede spannte sie einen Bogen von ihrer Auseinandersetzung mit italienischer Kolonialvergangenheit bis zur aktuellen Weltlage, in der Empathie oft durch identitäre Ideologien überlagert wird. Sie warnte vor der Tendenz, humanitäres Leid gegeneinander aufzurechnen – etwa zwischen Ukraine und Gaza. Ihre Botschaft: „Das Gegenteil von Krieg ist nicht Frieden um jeden Preis, sondern Rechtsstaatlichkeit.“

Melandri plädierte für eine Literatur, die differenziert, statt zu vereinfachen, und stellte heraus, wie dringend europäische Demokratien einen empathischen, klaren Blick auf Geschichte und Gegenwart brauchen.

Johannes Greß: Die neue Ausbeutung sichtbar machen

Johannes Greß wurde mit dem Sonderpreis „Arbeitswelten – Bildungswelten“ für sein Buch Ausbeutung auf Bestellung ausgezeichnet. In seiner Dankesrede unterstrich er, dass die prekären Arbeitsbedingungen der Plattform-Ökonomie nicht nur Löhne und Rechte betreffen, sondern auch „alles, was den Menschen jenseits der Arbeit ausmacht“. Seine Recherchen dokumentieren, wie Migrant:innen unter prekarisierten Bedingungen Pakete liefern, Wohnungen reinigen oder Essen bringen – oft ohne soziale Absicherung.

Sein Appell: Es braucht politische Antworten, die digitale Ausbeutung nicht länger als Randphänomen abtun, sondern als zentrales Problem der heutigen Arbeitswelt begreifen.

Laudatio von Maria Maltschnig: Unsichtbare Arbeit sichtbar machen

Maria Maltschnig, Direktorin des Renner-Instituts, hob in ihrer Laudatio auf Johannes Greß hervor, wie sehr sein Werk den Blick auf digitale Ausbeutung lenkt. Plattformarbeit – etwa im Bereich Essenszustellung oder Reinigung – werde als modern, flexibel und effizient verkauft, verschleiere aber systematische Entrechtung und Unsicherheit. Maltschnig nannte Greß’ Buch einen „Weckruf gegen die Komplizenschaft mit dieser neuen Klassengesellschaft“. Es sei Aufgabe der Bildung, solche Strukturen sichtbar zu machen und politische Verantwortung einzufordern.

Jagoda Marinić: Sanftheit als politische Strategie

Den Anerkennungspreis erhielt die deutsche Autorin Jagoda Marinić für ihr Buch Sanfte Radikalität. In ihrer Rede beschrieb sie die Notwendigkeit, Empathie und Dialogfähigkeit als Form politischer Wirksamkeit ernst zu nehmen. Sie kritisierte die Polarisierung innerhalb progressiver Bewegungen und erinnerte daran, dass viele migrantische Realitäten in politischen Debatten nicht ausreichend repräsentiert sind.

Marinić formulierte eine Einladung an progressive Akteure: Die moralische Sanftheit nicht mit politischer Schwäche zu verwechseln, sondern sie als kraftvolle Strategie für sozialen Wandel zu begreifen.

Hannes Swoboda: Für Demokratie und Frieden mit Haltung

Hannes Swoboda, Präsident der Preisjury, würdigte Francesca Melandri mit einer ausführlichen Laudatio. Er betonte, dass ihre Werke eine seltene Verbindung aus analytischem Blick und tiefem Mitgefühl darstellen. Besonders hob er ihre Haltung zur Ukraine hervor: Melandri mache deutlich, dass wahre Friedenspolitik nicht Neutralität bedeutet, sondern das Eintreten für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Swoboda mahnte eindringlich: „Friede ohne Demokratie ist für uns Sozialdemokrat:innen nicht denkbar.“

Sabine Kroissenbrunner: Der Preis als Plattform für Aufklärung

Sabine Kroissenbrunner, Generalsekretärin des Bruno-Kreisky-Forums, würdigte in ihrem Beitrag die Bedeutung des Preises selbst. Sie bezeichnete ihn als „Plattform für politische Aufklärung durch Literatur“. In Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung brauche es Formate, die differenzierte Stimmen stärken – und das tue dieser Preis seit Jahrzehnten. Kroissenbrunner verwies auf die historische Kontinuität sozialdemokratischer Bildungsarbeit, die sich in der Förderung solcher Literatur ausdrückt.


Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch/Fotos:

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Der Bruno-Kreisky-Preis 2025 zeigte eindrucksvoll, dass Literatur ein Ort des Widerstands, der Reflexion und des gesellschaftlichen Engagements bleibt. Die ausgezeichneten Werke von Melandri, Greß und Marinić bieten nicht nur Analyse, sondern auch Hoffnung – für eine gerechtere, empathischere Gesellschaft.

Quelle/Link/weitere Bilder und Aufzeichnung der Veranstaltung: Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch und https://renner-institut.at/veranstaltungen/bruno-kreisky-preisverleihung-fur-das-politische-buch-2024
https://www.youtube.com/watch?v=A0iNUhrRVM0&t=16s
https://www.youtube.com/watch?v=U9Bcwaawn1I&t=3s

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