4. März 2021: Kurzfilm „12. Februar 1934 – Niemals vergessen – Demokratie schützen!“

Wir möchten dir gerne den neuen Kurzfilm „12. Februar 1934 – Niemals vergessen – Demokratie schützen!“, welcher in Zusammenarbeit mit der Wiener Bildungsakademie entstanden ist, präsentieren. 


Unter folgendem Link kannst du dir den Film ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=C0EYdorR4i8


Film: „12. Februar 1934 – Niemals vergessen –  Demokratie schützen!“
Der Rosenmontag 1934 ist ein kalter Tag. Es ist der 12. Februar. Aber auch innenpolitisch weht ein eiskalter Wind, nachdem 11 Monate zuvor Bundeskanzler Engelbert Dollfuß den österreichischen Parlamentarismus ausgeschalten hat. Er nutzte eine Geschäftsordnungskrise des „Hohen Hauses“, um mit Polizeigewalt die gewählten Abgeordneten an der Wiederaufnahme ihrer Amtsgeschäfte zu hindern.
Nachdem am Sonntag zuvor in Linz Gerüchte die Runde machten, dass die Polizei wieder einmal eine Hausdurchsuchung im „Hotel Schiff“, dem Parteiheim der noch legal bestehen-den Sozialdemokratie plane, entschließen sich Teile der Parteiführung, die ständigen Provokationen der immer autoritärer regierenden Staatsgewalt nicht mehr hinnehmen zu wollen und die demokratische Republik, die die Arbeiter*innenbewegung erst eineinhalb Jahrzehnte zu-vor gegen die Widerstände der konservativen und nationalistischen Kräfte erkämpft hatte, wenn nötig auch mit Waffen zu verteidigen. Als die Polizei in den frühen Morgenstunden in das sozialdemokratische Parteihaus eindringt, fallen die ersten Schüsse. Damit können sich die österreichischen Arbeiter*innen rühmen, als erste dem aufkeimenden Faschismus in Europa entschieden entgegengetreten zu sein und gegen diesen gekämpft zu haben. Auch wenn es von Anfang an ein ungleicher Kampf auf „verlorenem Posten“ war.
Die Nachrichten vom „Aufstand in Linz“ machten jedenfalls schnell die Runde, auch in anderen Industriezentren Österreichs greifen die Arbeiter zur Waffe, um „ihren“ Staat zu verteidigen. Die Regierung beschließt, mit aller ihr zur Verfügung stehenden Gewalt und Härte gegen die „Aufständischen“ vorzugehen: mit Polizei, dem Bundesheer und den paramilitärischen Ver-bänden der Heimwehren, alle gut ausgerüstet und bewaffnet, während den „Verteidigern der Demokratie“ oft nur Restbestände an Gewehren und Munition zur Verfügung stehen, die sie einst aus dem Ersten Weltkrieg mitgebracht haben.


Kurz nach 11:45 Uhr gehen in Wien die Lichter aus und die Straßenbahnen bleiben stehen. Das ist das verabredete Zeichen zum Generalstreik. Mitarbeiter des E-Werks Engerthstraße in der Leopoldstadt haben die Strommaschinen manipuliert und abgeschaltet. An vorderster Front mit dabei ist Johann Pölzer jun., Sohn des legendären Begründers der Sozialdemokratischen Partei in Favoriten und der zehn Jahre zuvor viel zu früh verstorbenen Namensgeberin des Amalienbads. Doch die Arbeiter des E-Werks sabotieren und zerstören die Maschinen nicht, ist ihnen doch bewusst, dass ihnen sonst ein grausamer Tod droht. Denn bereits am 11.11.1933, einen Tag vor dem 15. Jahrestag der Gründung der Republik, hat die autoritäre Regierung das Standrecht und damit auch die 1919 abgeschaffte Todesstrafe wieder eingeführt. Diese droht nun bei Mord, Brandstiftung und „öffentliche Gewalttätigkeit durch boshafte Beschädigung fremden Eigentums“. Während der Februarkämpfe 1934 kommt Aufruhr als Delikt hinzu. Die Standrichter konnten Angeklagte nur zum „Tod durch den Würgegalgen“ verurteilen oder freisprechen, und mussten ihr Urteil innerhalb von drei Tagen fällen. Nachdem der „Startschuss“ zum Generalstreik gefallen ist, formieren sich vielerorts die republikanischen Kräfte, um den Kampf für Demokratie und Freiheit aufzunehmen. Ein Kampf auf „verlorenem Posten“, denn selbst das Signal erreicht nicht mehr alle. Durch den Stromausfall sind auch die Kommunikationsleitungen unterbrochen, es fehlt an „Transportlogistik“, außerdem war es der Polizei bereits im Vorfeld gelungen, „Spitzel“ in die sozialdemokratischen Organisationen einzuschleusen, die nun versuchten, den Aufstand von innen zu unter-graben, und einige „Funktionäre“ auch unter Androhung von Folter dazu zu bringen, die „Umsturzpläne“ zu verraten.


Nach drei Tagen endet der „heroische“ Kampf der sozialdemokratischen Arbeiter*innen Österreichs gegen den autoritären Faschismus. Die Regierung ist nach eigener Aussage wieder „Herr der Lage“. Neun der „Februarkämpfer“ werden vor das Standgericht gezehrt, verurteilt und hingerichtet: Karl Münichreiter, Georg Weissel, Anton Bulgari, Josef Ahrer, Johann Hoys, Viktor Rauchenberger, Josef Stanek, Emil Swoboda und Koloman Wallisch. Besonders verwerflich ist das Standgerichtsverfahren gegen Karl Münichreiter, der schwerst verwundet vor Gericht geschleppt und verurteilt wird, obwohl er vor einem „regulären“ Gericht als „nicht verhandlungsfähig“ gegolten hätte und nicht verurteilt hätte werden dürfen. Selbst Begnadigungsgesuche des Bundespräsidenten Miklas und des sonst als gnadenlos geltenden Kardinals Innitzer werden vom erbarmungslosen Justizminister Kurt Schuschnigg nicht weitergeleitet. Es muss ein „Exempel zur Abschreckung statuiert“ werden. 

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