14. März 2025: Buchpräsentation „Karl Renner und der Anschluss“ – Eine historische Einordnung mit Siegfried Nasko

Am Dienstag, 11. März 2025, wurde im Wiener Bildungszentrum das neue Buch von Hofrat Prof. Dr. Siegfried Nasko präsentiert: „Karl Renner und der Anschluss – Akteure und Hintergründe“. Die Veranstaltung bot eine tiefgehende Auseinandersetzung mit einer der umstrittensten Persönlichkeiten der österreichischen Geschichte und beleuchtete die staatspolitische Verantwortung, die bis heute von Bedeutung ist.

Ein Abend voller historischer Reflexionen

Die Veranstaltung wurde durch Cappar Hajo, Direktor der Wiener Bildungsakademie, eröffnet, der in seinen Begrüßungsworten die Bedeutung historischer Aufarbeitung für die heutige Demokratie betonte. Anschließend sprach Mag.a Maria Maltschnig, Direktorin des Dr.-Karl-Renner-Instituts, über die anhaltende Relevanz der Forschung zu Karl Renner und die Notwendigkeit, seine politischen Entscheidungen in einem breiteren historischen Kontext zu verstehen.

Ein besonderer Höhepunkt war der Beitrag von Dr. Wolfgang Petritsch, ehemaliger EU-Chefverhandler und UNO-Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina. Petritsch, einer der erfahrensten Diplomaten Österreichs, ging auf das Nachwirken von Karl Renners Reformideen ein und stellte Verbindungen zwischen den politischen Herausforderungen der Ersten Republik und heutigen geopolitischen Entwicklungen her. Sein Vortrag regte zur Reflexion an, wie historische Entscheidungen langfristige Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft haben können.

Das Buch: Eine akribische Aufarbeitung der Vergangenheit

In seinem neuen Buch analysiert Siegfried Nasko die Rolle Karl Renners im Jahr 1938, als dieser den „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland öffentlich befürwortete. Diese Entscheidung bleibt eine der am stärksten diskutierten Wendepunkte in der österreichischen Zeitgeschichte.

Auf über 500 Seiten wertet Nasko eine Vielzahl an Quellen aus und kommt zu einem bemerkenswerten Schluss: Die Motive Renners lassen sich nicht nur aus einer politischen Perspektive erklären, sondern müssen auch in einem familiären und biografischen Kontext betrachtet werden. Die Frage, warum Renner eine Haltung einnahm, die viele seiner politischen Weggefährten schockierte, steht im Zentrum der Forschungsarbeit.

Diskussion: Lehren für die Gegenwart

In der anschließenden Diskussion mit Dr.in Karin Moser, Zeit- und Medienhistorikerin, wurde nicht nur auf die historischen Details eingegangen, sondern auch auf die Bedeutung solcher Entscheidungen für die Gegenwart. Welche Verantwortung trägt die Politik heute im Umgang mit historischen Erblasten? Wie können Demokratien aus der Vergangenheit lernen?

Die staatspolitische Verantwortung, die Karl Renner in seinen politischen Entscheidungen leitete, wurde aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Dabei wurde klar: Geschichte ist nicht nur eine Frage der Vergangenheit, sondern ein Auftrag für die Gegenwart.

Ein bedeutender Beitrag zur politischen Bildung

Die Buchpräsentation war nicht nur eine Gelegenheit, ein neues wissenschaftliches Werk vorzustellen, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur politischen Bildung und zur Erinnerungskultur. Gerade in Zeiten, in denen Demokratie und historische Wahrheit zunehmend unter Druck geraten, sind Veranstaltungen wie diese essenziell.

Eine Veranstaltung der Wiener Bildungsakademie in Kooperation mit dem Dr.-Karl-Renner-Institut, mit freundlicher Unterstützung der SPÖ Bildung sowie Wiener SPÖ Bildung.

Das Buch „Karl Renner und der Anschluss – Akteure und Hintergründe“ ist ab sofort erhältlich und ein Muss für alle, die sich mit österreichischer Zeitgeschichte auseinandersetzen möchten.

Fotos: Erich Ruschitzka

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