21. August 2021: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Selten trifft ein Sprichwort so exakt zu, wie beim Cover der von Walter Farthofer verfassten Broschüre „Wiener Straßenbahner im Februar 1934“. Herausgegeben wurde die Broschüre von der FSG/younion und beim Februargedenken der Wiener SPÖ am 12. Februar 2021 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Cover zeigt eine Gruppe von verhafteten und erschöpft wirkenden Straßenbahnern in Uniform, die von einem mit einem Gewehr bewaffneten Polizisten bewacht wird. Die Düsternis der Szene wird noch durch den am Kopf verletzten Straßenbahner verstärkt. Im Zentrum dieser Publikation stehen die entscheidendsten Geschehnisse des Februars 1934 jeweils mit dem besonderen Fokus auf die Aktivitäten der Wiener Straßenbahner, die in der Zwischenkriegszeit als eine der Speerspitzen der Sozialdemokratie galten. Insbesondere in Floridsdorf waren die Straßenbahner direkt in Kampfhandlungen verstrickt. Hier wurden auch zwei Straßenbahner von einem eilig einberufenen Standgericht zum Tode verurteilt, in letzter Minute aber begnadigt.

Auf anderen Bahnhöfen hingegen konnte man mangels Kenntnis der Waffenverstecke – ein Großteil der Führungskräfte des Schutzbundes befand sich bekanntlich in Haft –
nur indirekt Widerstand leisten. So wurden z.B. auf dem Bahnhof Brigittenau die für die Funktion der Straßenbahnmotoren notwendigen Bürstenkohlen entfernt und die Triebwagen auf diese Weise betriebsunfähig gemacht. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurden hunderte Straßenbahner verhaftet und verhört. Man kann
davon ausgehen, dass letztlich mehr als 200 Straßenbahner polizeilich oder gerichtlich bestraft wurden. Dies ist aus der Anzahl der Entlassungen bzw. Pensionierungen des
Jahres 1934 ableitbar.

Neben vielen detaillierten Berichten wird auch das zum Verständnis der Ereignisse des Februar 1934 in Wien notwendige Hintergrundwissen vermittelt. Insbesondere wird
veranschaulicht, welche Unterdrückungsmaßnahmen die Dollfuß-Regierung gegen die Sozialdemokratie setzte, um diese letztendlich auszuschalten.

Der Februaraufstand 1934 bietet auch heute noch Anlass für kontroversielle Diskussionen. Wohl nicht zufällig erscheinen zu dieser Materie immer wieder neue Publikationen. Vermutlich sind die 1930erJahre nicht nur aus historischen Gründen interessant. Vielmehr sind sie ein mahnendes Beispiel, wie schnell ein demokratisches System gekippt und ein autoritäres installiert werden konnte. Ob man aus der Geschichte etwas lernen kann, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen Eines steht unzweifelhaft fest: Mit der Verfassung spielt man nicht. Dieser bei aufrechten Demokraten unstrittige Grundsatz sei den Türkisen nachdrücklich ins Stammbuch geschrieben!

Die Broschüre kann im Sekretariat des Bundes angefordert werden – solange der Vorrat
reicht.

Walter Farthofer

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