Am 11. August 2008, ist Alfred „Fred“ Sinowatz in Wien verstorben. Er war Bundesminister für Unterricht und Kunst in der Ära Kreisky und nach dessen Rückzug aus der Politik von 1983 bis 1986 Bundeskanzler der Republik Österreich und von 1983 bis 1988 Bundesparteivorsitzender der SPÖ. „Fred Sinowatz war ein großer Sozialdemokrat und ein überzeugter Humanist. Darüber hinaus war er der Unterrichtsminister, der das Schulwesen in unserem Land entstaubt und modernisiert hat. Durch seine Reformen hat er Kindern und Jugendlichen eine höhere Schulbildung und damit bessere Zukfunftsperspektiven ermöglicht. Mit der Errichtung von höheren Schulen in den Bezirkshauptstädten, der Abschaffung der Aufnahmeprüfung für die AHS, der Einführung von Schüler:innenfreifahrt, Gratis-Schulbüchern sowie Schul- und Heimbeihilfen hat er maßgeblich zur Chancengleichheit für Schülerinnen und Schüler beigetragen“, würdigt der Vorsitzende der SPÖ-Bundesbildungsorganisation, LAbg. Gerhard Schmid, den ehemaligen Bundeskanzler und Bildungspolitiker anlässlich dessen 15. Todestages.
SPÖ-Bundesbildungsgeschäftsführer, Wolfgang Markytan, fügt hinzu: „Fred Sinowatz war nicht nur ein vorausblickender Unterrichtsminister, sondern als Bundeskanzler war es ihm ein wichtiges Ziel, die Lebensumstände der Menschen zu verbessern. Und das ist ihm mit seiner Politik gelungen. Er ist und bleibt für mich der meist unterschätzte Politiker Österreichs.“
Alfred „Fred“ Sinowatz:
Alfred „Fred“ Sinowatz wurde am 5. Februar 1929 in Neufeld an der Leitha im Burgenland geboren. Sein Vater war Maschinenschlosser, die Mutter Fabrikarbeiterin. Da es im Burgenland damals keine öffentlichen weiterführenden Schulen gab, besuchte er nach der Volksschule das Gymnasium in Wiener Neustadt. Nach einem Schulwechsel maturierte er am BG&BRG Baden. Danach studierte er an der Universität Wien Geschichte, Germanistik und Zeitungswissenschaften, wo er 1953 promovierte.
Fred Sinowatz war von 1957 bis 1969 Mitglied des Gemeinderates von Neufeld an der Leitha. 1961 wurde Sinowatz Landesparteisekretär der SPÖ Burgenland und bekleidete diese Funktion bis 1978. Ebenfalls 1961 wurde er Abgeordneter zum Burgenländischen Landtag und war von 1964 bis 1966 Landtagspräsident. Von 1966 bis 1971 war er als Landesrat für Kultur Mitglied der Landesregierung. Anschließend wechselte er in den Nationalrat, wo er bis zu seiner Ernennung zum Bundeskanzler 1983 Abgeordneter war.
1978 wurde Sinowatz stellvertretender Vorsitzender der SPÖ Burgenland. Von 1981 bis 1988 war er Mitglied des Bundesparteipräsidiums der SPÖ, von 1983 bis 1988 deren Bundesparteivorsitzender.
Fred Sinowatz war von 1971 bis 1983 Bundesminister für Unterricht und Kunst. Seine Amtszeit unter der Regierung Kreisky war von zahlreichen schulpolitischen Reformen geprägt. Mit der Einführung von Gratisschulbüchern und Schülerfreifahrten, der Errichtung höherer Schulen in den Bezirkshauptstädten und der Gewährung von Schul- und Heimbeihilfen wurde Bildung weniger von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern abhängig. Außerdem wurde die Aufnahmeprüfung für die AHS abgeschafft und neue Schultypen wie das Oberstufenrealgymnasium (das auch Hauptschülern den Zugang zur Matura ermöglicht) sowie die flächendeckende Koedukation eingeführt. Diese Reformen halfen auch, das Bildungsgefälle zwischen Stadt und Land abzubauen. Als für Kultus zuständiger Minister verordnete er am 13. Dezember 1982 die Anerkennung des Buddhismus in Österreich.
1981 wurde Sinowatz nach dem Rücktritt von Bruno Kreiskys „Kronprinz“ Hannes Androsch Vizekanzler. Nach dem Verlust der absoluten SPÖ-Mehrheit bei der Nationalratswahl am 24. April 1983 und Kreiskys Rücktritt wurde Fred Sinowatz Bundeskanzler (Mai 1983).
Während des Wahlkampfs zur Bundespräsidentenwahl im Juni 1986 trat Bundeskanzler Sinowatz im Zuge der sogenannten „Waldheim-Affäre“ vehement gegen den Kandidaten der ÖVP, Kurt Waldheim, auf. Als dieser gewählt wurde, trat Sinowatz als Bundeskanzler zurück und demissionierte auch als Abgeordneter zum Nationalrat. Gemäß seinem Vorschlag wurde Franz Vranitzky sein Nachfolger.
Fred Sinowatz starb am 11. August 2008. Im Rahmen der Trauerfeiern für Sinowatz wurde sein Sarg zunächst im Parlament aufgebahrt, dann am Tag des Begräbnisses in der Pfarrkirche von Neufeld an der Leitha und danach wurde der Sarg auf dem Neufelder Ortsfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt. Bei den Trauerfeierlichkeiten anwesend waren der Burgenländische Landtag, Landtagspräsident Walter Prior, Landeshauptmann Hans Niessl, Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, Bürgermeister von Neufeld an der Leitha Michael Lampel sowie Bundesminister und Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Österreichs, Werner Faymann. Grabreden wurden von Landeshauptmann Hans Niessl und Bundespräsident Heinz Fischer gehalten.
Auszeichnungen und Ehrungen
1984 Großkreuz des portugiesischen Christusordens
2001 Ehrenbürgerschaft der Stadt Rust
2004 Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien mit dem Stern
2004 Begründung des Fred-Sinowatz-Wissenschaftspreises durch das Burgenland (anlässlich des 75. Geburtstags)
Ehrenbürgerschaft der Stadt Mattersburg
2008 Benennung der „Dr. Fred Sinowatz-Straße“ in Mattersburg
2008 Großer Verdienstorden des Landes Südtirol
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