Zu ihren Ehren hat sich der 54. Lehrgang der Wiener Parteischule nach Susanne Bock benannt. Damit verbunden ist die intensive Auseinandersetzung mit ihr und ihrem Wirken, welches für uns alle ein Vorbild ist. Daraus ist ein einzigartiges Projekt entstanden: https://www.susannebock.at/briefe/briefe-an-susanne
Susanne Bock, geboren als Susanne Ha(c)kl, später verheiratete Lipscher und dann Bock, war eine bemerkenswerte Persönlichkeit, die nicht nur als Anglistin und Sprachwissenschaftlerin, sondern auch als Übersetzerin tätig war. Ihr Leben, das am 13. Mai 1920 in Wien begann und am 30. Juli 2022 in derselben Stadt endete, war von zahlreichen Herausforderungen, Emigration und persönlichem Einsatz geprägt.
Susanne Bock entstammte einem assimilierten jüdischen Elternhaus. Ihr Vater, Oswald Ha(c)kl, wurde 1942 aus dem Krankenhaus in der Seegasse nach Minsk deportiert, während ihre Mutter Rosa Pisk in Slough lebte. Schon früh engagierte sich Susanne Bock in der sozialdemokratischen Jugendorganisation „Rote Falken“, wo sie ihren Kampfgeist und ihre Überzeugungen formte. Nachdem Susanne Bock ihre Jugend in Wien verbracht hatte, musste sie aufgrund der politischen Umstände während des Zweiten Weltkriegs nach Großbritannien emigrieren. Die Rückkehr nach Wien erfolgte erst 1951.
Das Leben von Susanne Bock war geprägt von Widerstand gegen das austrofaschistische Regime und später gegen den Nationalsozialismus. Nachdem sie nach England geflohen war, arbeitete sie in verschiedenen Berufen, darunter als Krankenschwester und später als Mitarbeiterin des „Journal of the Iron and Steel Institute“ in London. Als überzeugte Sozialdemokratin setzte sie sich aktiv für die Interessen der Arbeiterinnen und Arbeiter ein, auch während ihres Aufenthalts in Großbritannien.
Nach dem Krieg kehrte sie nach Wien zurück und fand dort eine Anstellung im Information Services Branch New Section der Allied Commission for Austria. Ihre politische Überzeugung und ihre sozialdemokratischen Werte prägten auch ihre berufliche Laufbahn. Sie war nicht nur eine engagierte Übersetzerin und Sprachwissenschaftlerin, sondern auch eine aktive Betriebsrätin und eine Stimme für soziale Gerechtigkeit.
Susanne Bock erlangte 1983 ihren Magisterabschluss und promovierte 1993 an der Universität Wien. Neben ihrer akademischen Laufbahn war sie auch als Autorin tätig und verfasste mehrere Bücher, darunter „Mit dem Koffer in der Hand. Leben in den Wirren der Zeit 1920-1946“ und „Heimgekehrt und fremd geblieben. Eine alltägliche Geschichte aus Wien 1946 bis 1955“. Als Sozialdemokratin war sie stets bestrebt, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse zu teilen und junge Menschen zu inspirieren, sich für eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen.
Susanne Bocks Leben und Wirken sind ein beeindruckendes Beispiel für Mut, Engagement und die Kraft der sozialen Demokratie. Sie hinterlässt ein Vermächtnis, das über Generationen hinweg inspirieren wird.
Quellen:
- Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft. 18. bis 20. Jahrhundert. Österr. Nationalbibliothek, München 2002. (https://www.wina-magazin.at/das-ist-nicht-vorbei-das-geht-nicht/)
- Exilforschung: Zum 100. Geburtstag Susanne Bock, ÖGE Ehrenmitglied. (https://exilforschung.ac.at/zum-100-geburtstag-susanne-bock-oege-ehrenmitglied/)