Der KZ-Verband feierte im November 2023 sein 75-jähriges Bestehen in der jetzigen Form. Dieses Jubiläum nahm die Organisation zum Anlass, um die eigene Geschichte aufzuarbeiten und ein Archiv aufzubauen. Bürgermeister Michael Ludwig, studierter Historiker, hat der offiziellen Präsentation dieser Sammlung beigewohnt.
Mehr als 1.500 Mitglieder-Karteikarten sowie mehr als 1.000, meist handschriftlich von den Opfern persönlich ausgefüllte Fragebögen, befinden sich unter den Materialien, die im KZ-Verband in der Wiener Lassallestraße lagern. Erstmals wurden diese nun systematisch erfasst. Die historischen Dokumente erzählen die Geschichte vom Überleben des politischen Widerstandes sowie vom Überleben nach dem Krieg.
Michael Ludwig zeigte sich beim Besuch beeindruckt vom Umfang des Archivs: „Die Arbeit des KZ-Verbandes hat einen sehr hohen Stellenwert in der Aufarbeitung der dunklen Geschichte des Landes. Ich danke den vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren großen Einsatz gegen das Vergessen“, so Ludwig. „Angesichts der Tatsache, dass immer mehr Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer und Holocaust-Überlebende sterben und somit das historische Wissen nicht mehr direkt von ihnen weitervermittelt werden kann, ist eine systematische Aufarbeitung, Einordnung und Aufbereitung unerlässlich“, sagte der Wiener Bürgermeister.
Ludwig hob weiters das Engagement des KZ-Verbands hervor. Auch für die Unterstützung der Hinterbliebenen setze sich der KZ-Verband seit Jahrzehnten ein, sagte Ludwig. Abschließend mahnte Wiens Bürgermeister: „Es liegt an uns, wachsam zu bleiben und entschlossen gegen jede Form von Antisemitismus, Rassismus, Hass und Hetze aufzutreten.“
75 Jahre KZ-Verband
Der KZ-Verband / Verband der Antifaschist*innen ist ein Bundesverband österreichischer Antifaschist*innen, Widerstandskämpfer*innen und Opfer des Faschismus. Er wurde nach der Befreiung Österreichs als überparteilicher Zusammenschluss gegründet (geriet aber immer stärker in kommunistisches Fahrwasser, Anm. G. N.). Der KZ-Verband/VdA ist aktiv in der Interessensvertretung der Opfer des Faschismus von 1933 bis 1945 laut Opferfürsorgegesetz (OFG), in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit und im Kampf gegen Neofaschismus und Rechtsextremismus.
Herzstück des neuen Archivs ist unter anderem die Erfassung und Digitalisierung der Mitglieder-Karteikarten, die unter anderem genaue Daten zu Abstammungsverfolgung, Haftgrund, Haftdaten, Aufenthalte in KZs, Arbeitslagern, Gefängnissen etc. enthalten. 2.214 Opfer und Hinterbliebene wurden hier insgesamt erfasst. Um das Archiv langzeitarchivieren zu können muss als nächster Schritt die vollständige Digitalisierung erfolgen. Die dafür notwendige Weiterfinanzierung des Projektes ist noch offen. Zur Zeit erreicht man das Archiv über die Projektleiterin und Vorsitzende des KZ-Verbandes/VdA NÖ Birgit Hebein unter archiv@kz-verband.at
PID-Rathauskorrespondenz / Gerald Netzl
Foto: Ludwig_KZ_Verband.jpg Credits PID / Bubu Dujmic
Fototext: Gen. Michael Ludwig besuchte den KZ-Verband
Quelle „Der Sozialdemokratische Kämpfer 1_2_3_2024“
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Text: von Dr. Gerald Netzl