23. September 2023: Das Mahnmal in Wöllersdorf

Am 23. September jährt sich zum 90. Mal der Beschluss der Dollfuß-Regierung, ein Anhaltelager in Wöllersdorf zu errichten (BGBL. Nr. 431/1933). Um dies nicht zu vergessen, wurde ab 1963 die Errichtung eines Mahnmals diskutiert und mehrere Entwürfe vorgelegt. Der erste Entwurf, ein Auftrag der SPÖ-Zentrale in Wien,
sah ein Mahnmal an der gerade in Planung befindlichen Südautobahn vor. Dieser Entwurf wurde, auch aus Kostengründen, nicht angenommen. Erst 1974, anlässlich des 40. Gedenkjahres der Februarkämpfe wurde unter Bundeskanzler Bruno Kreisky das Mahnmal im Bereich des Lagers errichtet.

Entstehungsgeschichte des Mahnmals im Anhaltelager Wöllersdorf
Am. 1. September 1933 stellt Minister Fey (BM für öffentliche Sicherheit) den Antrag zur Internierung von „sicherheitsgefährlichen Personen“. Vizekanzler Winkler spricht von „Sammellager“ und verweist auf den negativen Eindruck der KZs in Deutschland. Kurt Schuschnigg (BM für Justiz) will den Ausdruck „Sammellager“ vermeiden, schlägt aber vor, dass ein geeignetes Gebiet in den Bundesländern gesucht wird. Ein Beschluss zum Anhaltelager Wöllersdorf liegt in den Ministerratsprotokollen nicht vor, aber am 23. September 1933 wurden mit der Verordnung BGBL. Nr. 431 die verschiedenen Anhaltelager offiziell beschlossen, wobei sich Wöllersdorf zum größten entwickelte. Die
ersten Insassen wurden dann am 17. Oktober 1933 in einer notdürftig hergerichteten Baracke untergebracht. Rasch begann der Ausbau, der dann drei Lagerbereiche umfasste. Der höchste Gefangenenbelag von 5.063 wurde am 23. September 1934 erreicht. In den Anhaltelagern, die über alle Bundesländer verteilt waren, wurden
am 23. September 1934 13.388 Personen, davon 11.604 illegale Nationalsozialisten gezählt.

Nach dem „Anschluss“ im März 1938 wurde das Anhaltelager Wöllersdorf geschlossen und das Inventar nach Mauthausen verlagert. Die Diskussion über ein Mahnmal zur Erinnerung an das Anhaltelager wurde im August 1963 im Wiener Neustädter Gemeinderat gestartet und rasch zur Sache des Parteivorstandes der SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße erhoben. Geplant war der Spatenstich dazu für den 12. Oktober, der dann aber nicht zustande kam. Ende Dezember 1963 erhielt der Architekt Dipl. Ing. Leo Kammel den Auftrag erste Planungen und Entwürfe vorzulegen. Der Entwurf vom 6.
Februar 1964 sah eine stilisierte Fackel mit der Inschrift „KZ WÖLLERSDORF“, außerhalb des Lagerbereiches vor. Geplant war ein Platz bei der, damals in Planung befindlichen Südautobahn, an der Abfahrt in Wöllersdorf/ Wr. Neustadt. Dieser Entwurf wurde nicht akzeptiert, Standort und Kosten wurden diskutiert. Erst 1973 wurde der Entwurf des Künstlers Adolf Kirchner, der einen stilisierten Zaunverhau darstellt, angenommen. Der Standort befand sich nun im ehemaligen Lagerbereich.
Die Inschrift wurde von „IN MEMORIAM KZ WÖLLERSDORF“ in die heutige, mit dem Schwerpunkt auf den Februaraufstand, geändert. Bei der Enthüllung des Mahnmals am 10. Februar 1974, anlässlich des 40. Jahrestages, waren u. a. Bruno Kreisky, Rosa Jochmann, Josefine Muhr und Anton Benya anwesend. Heute noch finden jährliche Gedenkfeiern beim Mahnmal statt.


Franz Gehringer

Quelle „Der Sozialdemokratische Kämpfer 7-8-9/2023“ 

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