Durch Gesetzesentwurf ist die laufende Tagesbetreuung der Kinder an Wiens Schulen massiv gefährdet. =
Die Bildungssprecherin der SPÖ Wien, Nicole Berger-Krotsch, zeigt sich gegenüber dem kürzlich bekannt gewordenen Entwurf der Gesetzesnovelle des Schulgesetzes von Seiten der Bundesregierung äußert skeptisch. Demnach soll ein neuer Berufsstand,
sogenannte Assistenzpädagog:innen, eingeführt werden und die bestehenden Freizeitpädagog:innen ersetzen. Klar ist, dass der Ausbau der Tagesbetreuung von Kindern und alle damit verbundenen Bemühungen seitens des Bundes prinzipiell zu begrüßen sind. Gerade die Stadt Wien ist österreichweit immer Vorreiterin gewesen, was die hohe Betreuungsquote und die daraus resultierende Vereinbarkeit von
Familie und Beruf betrifft. Allerdings bereiten mir die geplanten
Veränderungen aus Wiener Sicht Kopfschmerzen. Durch die Umstellung,
die mit einem Dienstgeberwechsel, einem schlechteren Einstiegsgehalt
und einer Verschärfung der Aufnahmebedingungen für die Ausbildung
einhergehen, droht akuter Personalmangel. Gerade den können wir
derzeit gar nicht brauchen!.
Was bedeutet die Umstellung von Freizeitpädagog:innen auf
Assistenzpädagog:innen konkret? Der Beruf der Freizeitpädagog:innen
und der entsprechende Lehrgang auf den Pädagogischen Hochschulen soll
gestrichen werden. Stattdessen soll es die Ausbildung zu
Assistenzpädagog:innen geben, die im öffentlichen Dienst arbeiten
sollen. Dieser Umstand allein ist noch kein Grund zur Besorgnis.
Wenn die Übernahme der bestehenden Freizeitpädagog:innen gut geplant
und fair abläuft und es zu einer Attraktivierung des Berufes kommt,
sind wir die Letzten, die etwas dagegen sagen. Allerdings lässt der
Gesetzesentwurf genau das vermissen. Das ist auch der Grund, der den
Betriebsrat der Belegschaft der Bildung im Mittelpunkt (BIM) auf
die Barrikaden gehen lässt – zu Recht, wie Berger-Krotsch findet:
Ich verstehe den Unmut der Belegschaft. Das geplante Gehaltsschema
der neuen Assistenzpädagog:innen weist laut Betriebsrat ein Minus von
bis zu 19 % auf. Zudem wird die Matura als neues Aufnahmekriterium
eingeführt. All das kann und wird zu akutem Personalmangel führen!
Für die Stadt Wien wäre ein Verlust auch nur von Teilen der jetzigen
Freizeitpädagog:innen eine Katastrophe! Der laufende Betrieb der
Tagesbetreuung wäre massiv gefährdet!.
Hintergrund: Die Überführung der Freizeitpädagog:innen in
Assistenzpädagog:innen ist schon für das Schuljahr 2024/25 geplant.
Dies bedeutet einen massiven Kraftakt von Bildungsdirektion und BIM
und lässt viele arbeitsrechtliche Aspekte offen, sodass davon
auszugehen ist, dass der laufende Schulbetrieb nicht überall
aufrechterhalten werden kann. Wir wollen Schulschließungen
vermeiden!, bringt es Berger-Krotsch auf den Punkt.
Für Bundesländer, in denen es so gut wie keine Ganztagesschulen
gibt, bedeutet der Gesetzesentwurf sicher eine große Erleichterung,
zumal ja die neuen Assistenzpädagog:innen auch vom Bund bezahlt
werden. Für Wien mit ausgezeichneter bestehender Betreuungsstruktur
allerdings nicht. Wir dürfen jetzt nicht dafür bestraft werden, dass
wir unsere Hausaufgaben bereits gemacht haben!, so die
Bildungssprecherin entschlossen.
Zwtl.: Ganztagsschule in Gefahr!
Besonders hart für Wien ist die Gefährdung des bewährten
verschränkten Unterrichtskonzepts. Berger-Krotsch hierzu: Die
beitragsfreie Ganztagsschule mit verschränktem Unterricht ist ein
sozialdemokratisches Erfolgsmodell, um das uns viele Bundesländer
beneiden. Durch die Umstellung auf Assistenzpädagog:innen wäre diese
verschränkte Unterrichtsform aber in massiver Gefahr! Wir wollen
nicht zurück zur strengen Trennung von Vormittagsunterricht und
Nachmittagsbetreuung. Das ist nicht zeitgemäß und pädagogisch
wertlos!
Auch der Fortbestand der Ferienbetreuung in ihrer jetzigen Form sei
massiv bedroht, so Berger-Krotsch: Die bestehende gut ausgebaute
Ferienbetreuung in Wien wird im Gesetzesentwurf nicht berücksichtigt.
Demnach sollen Assistenzpädagog:innen zwei Wochen in der Sommerschule
ihren Dienst verrichten und eine Woche im laufenden Schuljahr. Das
ist rechnerisch unmöglich, wenn man die Ferien addiert, so die
Bildungssprecherin, die auf die Weihnachtsferien, Semesterferien,
Osterferien, Herbstferien bzw. die schulautonomen Tage verweist.
Daher der dringende Appell an den Bundesminister: Der
Gesetzesentwurf muss dringend abgeändert werden, auch wenn das Zeit
kostet. Ein Schnellschuss würde aus heutiger Sicht für Wien und für
die Tagesbetreuung der Kinder katastrophale Folgen haben!