4. Juli 2025: Gedenken an Otto Bauer: Ein Vordenker der österreichischen Arbeiter*innen-bewegung und Bildungsreform

Otto Bauer, geboren am 5. September 1881 in Wien, war eine der einflussreichsten Figuren der österreichischen Arbeiter*innen-Bewegung und ein bedeutender Theoretiker des Austromarxismus. Sein Wirken erstreckte sich über verschiedene Bereiche, von der politischen Theorie über die praktische Politik bis hin zur Bildungsarbeit, und hinterließ nachhaltige Spuren in der österreichischen Geschichte.

Frühes Leben und politischer Aufstieg

Otto Bauer entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie und studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Schon früh engagierte er sich in sozialistischen Kreisen und schloss sich der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) an. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Offizier und setzte sich gleichzeitig für die Rechte der Soldaten ein, was seinen politischen Einfluss weiter stärkte .

Politische Theorien und der Austromarxismus

Als prominenter Vertreter des Austromarxismus, einer spezifisch österreichischen Ausprägung des Marxismus, war Otto Bauer maßgeblich an der Entwicklung der Theorie und Praxis unserer Strömung beteiligt. Er sah den Austromarxismus als Mittel, um den Sozialismus auf demokratischem Wege zu erreichen, und betonte die Notwendigkeit einer Verbindung von sozialer Gerechtigkeit und politischer Freiheit.

In seinem Hauptwerk „Die österreichische Revolution“ analysierte Otto Bauer die Ursachen und Folgen der politischen Umwälzungen in Österreich nach dem Ersten Weltkrieg. Er plädierte für eine Sozialisation der Wirtschaft und die Förderung der Arbeiter*innen-Bewegung, um eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen .

Engagement in der Arbeiter*innen-Bewegung

Otto Bauer spielte eine zentrale Rolle in der Arbeiter*innen-Bewegung der Ersten Republik Österreich. Als führender Kopf der SDAP setzte er sich für die Rechte der Arbeiter*innen ein und war maßgeblich an der Einführung wichtiger sozialer Reformen beteiligt. Er förderte den Aufbau von Arbeiter*innen-Vereinen, Gewerkschaften und Genossenschaften, die eine wesentliche Basis für die politische und wirtschaftliche Emanzipation der Arbeiter*innen-Klasse bildeten .

Bildungsarbeit und intellektuelle Förderung

Ein weiteres bedeutendes Feld von Otto Bauers Wirken war die Bildungsarbeit. Er erkannte früh, dass Bildung der Schlüssel zur Selbstermächtigung der Arbeiter*innen-Klasse war. Bauer setzte sich für die Einrichtung von Bildungseinrichtungen ein, die den Zugang zu Wissen und Kultur für alle Gesellschaftsschichten ermöglichen sollten. Er unterstützte Initiativen wie die Wiener Volksbildung, die Erwachsenenbildung und die Arbeiter*innen-Hochschulen, welche die politische und intellektuelle Bildung der Arbeiter*innen fördern sollten .

Aus der Seite https://www.dasrotewien.at/seite/bauer-otto sei übernommen: „Otto Bauer hatte zudem maßgeblichen Anteil am Zustandekommen der Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal„. 1931 plante Paul Felix Lazarsfeld eine Studie über „Freizeitverhalten“. Otto Bauer fand dieses Vorhaben angesichts der Massenarbeitslosigkeit jedoch „albern“ und regte seinerseits eine wissenschaftliche Studie über das Phänomen der Arbeitslosigkeit an. Er hat uns sogar Marienthal als den Ort, wo die Untersuchung gemacht werden soll, vorgeschlagen. (Robert Knight, Interview mit Marie Jahoda am 28. August 1985)

Nach der Niederlage des sozialdemokratischen Schutzbundes gegen das autoritäre Dollfuß-Regime im Februar 1934 floh Otto Bauer in die Tschechoslowakei, wo er in Brno (Brünn) das Auslandsbüro der österreichischen Sozialdemokraten (ALÖS) aufbaute, das v.a. die Arbeiter-Zeitung und die Monatsschrift Der Kampf produzierte, die anschließend illegal in Österreich verbreitet wurden. Die erste Nummer der illegalen Arbeiter-Zeitung erschien übrigens bereits am 25. Februar 1934, nahezu im Alleingang geschrieben von Otto Bauer.

Im März 1938 kam Otto Bauer nach Brüssel, wo er mit Friedrich Adler und dem aus Österreich geflüchteten Vorsitzenden der Revolutionären Sozialisten, Joseph Buttinger, zusammentraf. Man einigte sich auf die Auflösung des ALÖS und des Parteipräsidiums der Revolutionären Sozialisten und die Zusammenfassung dieser Gremien zur Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten (AVOES).“

Fazit und Vermächtnis

Otto Bauer starb am 4. Juli 1938 im Exil in Paris, hinterließ jedoch ein reiches intellektuelles und politisches Erbe. Seine Ideen und sein Engagement haben die österreichische Politik und Gesellschaft nachhaltig geprägt. Als Vordenker des Austromarxismus und als engagierter Kämpfer für die Rechte und Bildung der Arbeiter*innen bleibt Bauer eine zentrale Figur in der Geschichte der österreichischen Arbeiter*innen-Bewegung und der Sozialdemokratie .

Aus der Seite https://www.dasrotewien.at/seite/bauer-otto sei übernommen: „Am 11. Februar 1948 traf die Urne Otto Bauers in Wien ein und wurde vom Parteivorstand in das Vorwärtshaus geleitet, wo sie den gesamten Tag über im Sitzungssaal aufgebahrt war. Tags darauf, am 12. Februar 1948, wurde vor dem Parteihaus eine Trauerfeier abgehalten, danach die Urne zur feierlichen Bestattung auf den Zentralfriedhof gebracht. In dem, 1926 von Hubert Gessner geschaffenen Ehrengrab sind darüber hinaus auch Otto Bauers Frau Helene BauerVictor Adler und Friedrich AdlerEngelbert Pernerstorfer und Karl Seitz bestattet.

Heute erinnert eine Otto-Bauer-Büste in der Leopoldsgasse 6 im 2. Bezirk ebenso an den führenden Theoretiker der österreichischen Sozialdemokratie wie die 1949 nach ihm benannte Otto-Bauer-Gasse in Mariahilf, wo Bauer in der damaligen Kasernengasse 2 wohnte. 1958 eröffnete die Wiener SPÖ im Otto-Bauer-Heim, 14., Rosentalgasse 11, ein Bildungszentrum, das bis 1969 bestand.

2012 richteten Oberösterreichs Sozialdemokraten – als Bindeglied zwischen praktischer Politik und wissenschaftlicher Forschung – das Marie Jahoda – Otto Bauer Institut ein.“


Quellen:

  1. Geschichtewiki – Otto Bauer
  2. Rotbewegt – Otto Bauer Kurzbiografie
  3. Das rote Wien – Otto Bauer
  4. Bild: Von unbekannt – http://www.dasrotewien.at/bilder/R_TF_Bauer_Otto2_VGA.jpg von http://www.dasrotewien.at, PD-alt-100, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=3876572

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