Am 10. Juni 1924 wurde Giacomo Matteotti, der Generalsekretär der Sozialistischen Partei Italiens und Sprecher ihrer Parlamentsfraktion, im Auftrag Mussolinis von faschistischen Meuchelmördern getötet. Auf dem Heimweg von einer Versammlung der Opposition, die sein Mut noch zwei Jahre nach dem Machtantritt des Faschismus zusammenhielt, war er von gedungenen Banditen überfallen, in ein Auto gezerrt und verschleppt worden. Ganz Italien schrie damals vor Abscheu und Entsetzen auf. Anlass für die Ermordung war nicht zuletzt seine Rede im italienischen Parlament am 30. Mai 1924, in der er die Untaten der faschistischen Regierung anprangerte, die weltweit Aufsehen erregte: „Ihr tötet mich, aber die Idee in mir werdet ihr niemals töten. Meine Idee stirbt nicht. Meine Kinder werden ihren Vater preisen. Die Arbeiter werden meine Leiche segnen. Es lebe der Sozialismus!“
Das Rote Wien ehrte Giacomo Matteotti 1928 mit der Benennung einer großen Wohnhausanlage an der „Ringstraße des Proletariats“ nach ihm. 1934 benannten die Austrofaschisten den Gemeindebau in „Giordani-Hof“, bezeichnenderweise nach einem italienischen Faschisten, um. Erst 1945, nach der Befreiung vom Nationalsozialismus, erhielt er seinen ursprünglichen Namen zurück und steht noch immer als Fanal des Antifaschismus und der internationalen Solidarität Wiens. Matteottis Andenken lebt weiter.
Gerald Netzl
Matteottihof_Gedenktafel_Wien.jpg Credit: Gerald Netzl
Fototext: Gedenktafel für Giacomo Matteotti auf dem nach ihm benannten Gemeindebau in Wien-Margareten
Der Dank für den Text und die Bilder geht an den Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen,
Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen. Alle Artikel der aktuellen Ausgabe finden sich hier: http://www.freiheitskaempfer.at/wp-content/uploads/2024/06/Kaempfer-4_5_6_2024.pdf