Die 1920er und 1930er Jahre in Europa waren geprägt durch Widersprüche und Ambivalenzen, gesellschaftliche Aufbrüche, wirtschaftliche Krisen und Einbrüche sowie den damit verbundenen sozialen und politischen Konflikten. Durch die Aufarbeitung der Faschisierung mit dem Schwerpunkt auf Süd- und Osteuropa und einem besonderen Akzent auf die österreichische Entwicklung widmet sich dieses Buch anhand von 12 Studien den Krisen der Demokratie in der Zwischenkriegszeit.
Jeweils ein Beitrag ist Spanien, Portugal, Italien, Jugoslawien, Ukraine, Ungarn, Rumänien und Polen gewidmet. Zu Österreich gibt es vier Artikel: Einmal wird die Bundesverfassung mit jener der Weimarer Republik verglichen, weiters werden das Verhältnis von Staat und Religion verglichen und Politischer Katholizismus und Christlichsoziale Partei sowie Legitimationsmuster des Austrofaschismus analysiert.
Die einzelnen Beiträge sind teilweise sehr gut und sehr interessant (Portugal, Ungarn, Helmut Wohnout über die Christlichsoziale Partei), teilweise schwach (Spanien, Polen), das hängt aber auch vom individuellen Wissensstand zum jeweiligen Land ab. In Summe ist das Buch kompakt und gut lesbar, schmerzlich vermisst man Landkarten und Tabellen, Illustrationen hätten ihm gutgetan. Unangenehm ist ein Namensfehler auf Seite 210, der steirische Putschist Walter Pfrimer heißt hier „Pfriemer“.
Gerald Netzl
Illustrationen: Cover_Krisen der Demokratie.jpg
Michaela Maier (Hg.), Maria Mesner (Hg.), Robert Kriechbaumer (Hg.), Johannes Schönner (Hg.): Die Krisen der Demokratie in den 1920er und 1930er Jahren, Böhlau, Wien 2023, ISBN 978-3-205-21858-6, 232 Seiten, € 40,00
Quelle „Der Sozialdemokratische Kämpfer 10-11-12/2023“
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Ausgabe
Text: Rezession von Dr. Gerald Netzl