Der Gedenkmarsch der Wiener Antifaschistinnen und Antifaschisten am 1. November ist seit Jahren ein wichtiger Fixpunkt unserer Gedenkarbeit. Auch heuer gedachte der Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen gemeinsam mit der SPÖ Wien und den sozialdemokratischen Jugendorganisationen der Opfer des Kampfes gegen Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Dem Aufruf folgten MandatarInnen und VertreterInnen der SPÖ, der Wiener SPÖ-Bildung, der Sozialdemokratischen Frauen, der Sozialistischen Jugend, der Jungen Generation, der Roten Falken und des VSSTÖ, begleitet von den wehenden Fahlen der Jugendorganisationen in der Novembersonne.
Der Marsch führte zunächst zum Grab von Rosa Jochmann, wo die langjährige Vorsitzende unseres Bundes geehrt wurde. Anschließend ging der Gedenkzug weiter zum Mahnmal der Stadt Wien für die Opfer für ein freies Österreich 1934-1945. Unser Bundesvorsitzender Gerald Netzl begrüßte die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die gerade zu diesen bewegten Zeiten, den Weg zum gemeinsamen Gedenken gefunden hatten.
Am Mahnmal hielt SPÖ Bundesgeschäftsführerin Sandra Breiteneder eine bewegende wie auch ermutigende Rede. Sie zitierte Theodor W. Adornos Plädoyer gegen die Barbarei von Auschwitz und hob hervor, dass es einer Erziehung nach Auschwitz bedürfe. Bedingungen der Barbarei, wären jedoch noch nicht überwunden, der Antisemitismus nimmt zu und antidemokratische Tendenzen in Europa erstarken. Sandra Breiteneder betonte, dass das Erinnern ein beständiger Kampf ist und für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten unmittelbar in Zusammenhang mit der Demokratie stehe.
Bei der Gedenkstätte für die Opfer der NS-Justiz und NS-Kindereuthanasie, der Gruppe 40, gedachte Gemeinderat Gerhard Schmid in seiner Rede jener Menschen die für ihre Überzeugungen verurteilt und am Landesgericht hingerichtet wurden, an die Gefangenen aus Stein an der Donau und an die vielen Kinder, die am Spiegelgrund Opfer von NS-Ärzten wurden. Er erinnerte an den langen Kampf für diese Gedenkstätte und daran, dass Käthe Sasso unermüdlich den Druck für diesen Ort des Gedenkens aufrechterhalten hatte bis diese schließlich im März 2013 eingerichtet wurde.
Die Abschlussrede im Ehrenhain für die Februar- und die Spanienkämpfer hielt Nina Mathies aus dem Bundesteam des VSStÖ. Sie erinnerte an die mutigen Genossinnen und Genossen, die sich nicht beugen ließen und die auch nach dem Verbot der Partei im Untergrund weiterarbeiteten. Als Vertreterin der Studierenden legt sie ihr Augenmerk auf den dunklen Teil der Geschichte der Hochschulen.
Der Gedenkmarsch endete wie jedes Jahr mit dem gemeinsamen Singen der „Internationale“.
Julia Hinterseer-Pinter
Foto Zentralfriedhof_2023_11_01.jpg. Credits: Matthias Lechner
V. l. n. r. Gerhard Schmid, Renate Anderl, Gerald Netzl, Volkmar Harwanegg, Sandra Breiteneder, Nina Mathies und Arijana Šegalo
Quelle „Der Sozialdemokratische Kämpfer
10-11-12/2023“