Bereits 2013 erschien erstmals dieses wertvolle Nachschlagwerk, im Frühjahr 2023 eine überarbeitete, aktualisierte und ergänzte Version. Mit den großen Gemeindebauten der 1920er und 1930er Jahre setzte das „Rote Wien“ ein wichtiges bleibendes Zeichen. Heute wohnen etwa 500.000 WienerInnen in rund 1.800 Häusern und Wohnhausanlagen. Bauten wie der Karl-Marx-Hof in Heiligenstadt oder der Goethehof in Kaisermühlen wurden zu Wahrzeichen des kommunalen Wohnungsbaues; bis heute prägt der „Gemeindebau“ die Wohnlandschaft Wiens. Das von Peter Autengruber und Ursula Schwarz erstellte „Lexikon der Wiener Gemeindebauten“ listet alle knapp 400 benannten (!) Gemeindebauten mit Adresse in alphabetischer Reihenfolge auf und erklärt ausführlich die Herkunft der Namen. Darüber hinaus werden Datum der Errichtung und Benennungsdatum (so vorhanden) genannt. Erklärt werden aber nicht nur die Namen der Bauten, sondern auch Denkmäler, Sehenswürdigkeiten und Kunst am Bau. Zahlreiche Plastiken, Reliefs, Brunnen und Mosaike in Gemeindebauten werden in ihrer Vollständigkeit erfasst, abgebildet und beschrieben. Jede Menge Fotos von Gemeindebauten oder Porträts der Geehrten, eine Liste der umbenannten Wohnhausanlagen, eine Liste der KünstlerInnen und ihrer Kunstwerke in Gemeindebauten sowie eine Liste der ausführenden ArchitektInnen mit bibliografischen Daten machen das Buch zu einem hilfreichen Nachschlagewerk und Ideengeber für unsere Gedenkarbeit.
Für uns FreiheitskämpferInnen sind vor allem die Informationen zu jenen Wohnhausanlagen interessant, die nach gefallenen Februarkämpfern (deren fünf) und Naziopfern (deren 24) benannt sind. Erstere sind der Blathof (14., nach Ferdinand Blat), der Holyhof (17., nach Leo Holy), der Klosehof (19., nach Viktor Klose), der Rebechof (19., nach Ernst Rebec) und der Svobodahof (19., nach dem standrechtlich hingerichteten Emil Svoboda). Bei nicht wenigen Personen, neben den eben Genannten, steht bei den biografischen Angaben „Mitglied des Republikanischen Schutzbunds“ – eine Tatsache, die uns FreiheitskämpferInnen mit Stolz und Befriedigung erfüllt. In jüngster Vergangenheit wurden auf Initiative von Stadträtin Katrin Gaál Wohnbauten nach WiderstandskämpferInnen und Opfern des Faschismus benannt. Diese Politik wird fortgeführt und es liegt an den Wiener FunktionärInnen, begründete Namensvorschläge für Benennungen zu machen. Das Lexikon legt ein eindrucksvolles Zeugnis über die Spuren der Sozialdemokratie in Wien. Dass vereinzelt auch Anlagen nach ÖVP-PolitikerInnen benannt sind, zeigt, dass die Stadtverantwortlichen auf dem rechten Auge nicht blind sind.
Gerald Netzl
Peter Autengruber, Ursula Schwarz: Lexikon der Wiener Gemeindebauten: Namen, Denkmäler, Sehenswürdigkeiten, Wunderbaum, Wien 2023, ISBN 978-3-903070-20-2, 272 Seiten, € 24,90
Quelle „Der Sozialdemokratische Kämpfer 4-5-6/2023“