28. Oktober 2025: Erinnerung an Erwin Lanc

Am 29. März 2025 verließ uns Erwin Lanc im Alter von 94 Jahren. Tiefes Engagement für soziale Gerechtigkeit, sozialdemokratische Werte und internationalen Frieden prägten sein Leben. Seine politische Laufbahn begann früh. Als Margaretner SJ-Vorsitzender, Sektionsleiter, Gemeinderat, Nationalrat war er stets um die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen bemüht. Als Verkehrsminister (1973-1977) setzte er sich für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und die Einführung der Anschnallpflicht ein, ein Meilenstein für die Verkehrssicherheit in Österreich. In seiner Zeit als Innenminister (1977-1983) und Außenminister (1983-1984) prägte er die Reformpolitik der Ära Kreisky und positionierte Österreich als Brückenbauer zwischen Ost und West. Doch auch nach seinem Rückzug aus der Tagespolitik blieb er seinen politischen Prinzipien treu. Als langjähriger Präsident, später Ehrenpräsident, des International Institute for Peace (IIP) engagierte er sich für den Dialog zwischen den Kulturen und Nationen.

Erwin war nicht nur Zeitzeuge der Februarkämpfe 1934, die er als kleines Kind in unmittelbarer Nähe des Reumannhofs miterlebte, sondern zeitlebens ein engagierter Bewahrer der historischen Erinnerung an dieses sozialdemokratisch so prägende Ereignis. In zahlreichen Gedenkveranstaltungen trat er als Redner auf und erinnerte eindringlich daran, dass der 12. Februar nicht nur ein Kapitel der Parteigeschichte sein soll, sondern ein Mahnmal für den Wert der Demokratie und den Widerstand gegen autoritäre Regime. Für ihn war klar, dass das Gedenken nicht der Heldenverehrung dienen solle, sondern der kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und dem Kampf für die hart wiedererlangte Demokratie. Gedenken sollte niemals bloß ein Ritual, sondern eine demokratische Verpflichtung sein. Sein Einsatz für das Erinnern war geprägt von dem Wunsch, junge Generationen für die Gefahren des Faschismus zu sensibilisieren und die Lehren der Geschichte wachzuhalten. Mit klaren, mahnenden Worten und bewegenden persönlichen Erinnerungen waren seine Reden stets authentisch. Privat war Erwin ein begeisterter Sportler und langjähriger Präsident des österreichischen Handball- und Faustballbundes, sowie des Internationalen Handballverbandes. In diesen Funktionen lag sein Augenmerk immer auf der Förderung junger Menschen.

Sein Humor, seine Integrität und seine Menschlichkeit machten ihn zu einem geschätzten Genossen, Freund und Mentor für viele. Auch für mich. Uns trennten zwar Generationen, aber dennoch verband uns die Erinnerung an Krieg, zahlreiche daraus entstandene Entbehrungen und viele ähnliche Kindheitserinnerungen. Daraus entwuchs und verband uns der Kampf für eine solidarische Gesellschaft, für Freiheit und die sozialdemokratischen Werte. Der politische Austausch und stets diplomatisch von ihm geführte Dialog fehlt. Seine Weisheit, Geduld und die Wertschätzung mit welcher er jedes Gespräch – unabhängig seines Gegenübers – führte. Danke für deine Solidarität und Freundschaft. Für all das Wissen, welches du geteilt hast. Erwin, es war mir eine Ehre. So werden, wie ein Echo im Gegenwind, seine Worte noch lange hallen: „Anständig bleiben – auch wenn es manchmal schwerfällt.“

Text von Arijana Šegalo, erschienen in „Der Sozialdemokratische Kämpfer 7_8_9_2025“

Titelbild/Foto: Credits: Manuel Domnanovich

Quelle: „Der Sozialdemokratische Kämpfer 7_8_9_2025“
Link zur Gesamtausgabe: http://www.freiheitskaempfer.at/wp-content/uploads/2025/09/Der-sozialdemokratische-Kaempfer-7-8-9_2025.pdf

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