Käthe Leichter, geboren als Marianne Katharina Pick am 20. August 1895 in Wien, war eine herausragende Persönlichkeit der österreichischen Sozialdemokratie und eine Vorkämpferin für die Rechte von Arbeiter*innen. Ihre Arbeit und ihr Engagement für soziale Gerechtigkeit, besonders im Bereich der Frauen- und Arbeiter*innenbildung, prägen bis heute die Erinnerung an sie. Aus diesem Anlass würdigte sie auch die Wiener Parteischule mit einem eigenen Lehrgang. Am 17. März 1942 wird Käthe Leichter gemeinsam mit rund 1.600 Frauen in die Heil- und Pflegeanstalt Bernburg an der Saale verbracht und im Rahmen der Massenvernichtungsaktion „Sonderbehandlung 14 f 13“ ermordet.
Käthe Leichter wuchs in einem liberalen, jüdischen Elternhaus auf und zeigte schon früh Interesse an sozialpolitischen Themen. Sie studierte Volkswirtschaftslehre, zunächst in Wien, später in Heidelberg, und schloss ihr Studium mit einer Dissertation über das Thema „Die österreichische Sozialversicherung“ ab. In dieser Arbeit legte sie bereits den Grundstein für ihre spätere Beschäftigung mit sozialen Fragen und der Situation der Arbeiterinnen .
Nach ihrer Rückkehr nach Wien im Jahr 1920 trat Leichter der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) bei und engagierte sich in der Frauenbewegung. Ihre wichtigste Rolle übernahm sie als Leiterin der Frauenabteilung der Wiener Arbeiterkammer. In dieser Funktion setzte sie sich intensiv mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen auseinander und wurde zur wichtigsten Stimme der sozialdemokratischen Frauenbewegung in der Zwischenkriegszeit.
Käthe Leichter führte umfangreiche Untersuchungen über die Lebens- und Arbeitsverhältnisse von Arbeiterinnen durch und publizierte zahlreiche Studien und Artikel, die die prekären Bedingungen dieser Bevölkerungsgruppe sichtbar machten. Sie war überzeugt davon, dass Bildung und Aufklärung zentrale Instrumente zur Verbesserung der Lebenssituation von Arbeiterinnen waren. Durch ihre Arbeit trug sie maßgeblich dazu bei, die Bedeutung der Frauenarbeit in der Industrie und die damit verbundenen sozialen Fragen in das öffentliche Bewusstsein zu rücken .
Ein zentrales Anliegen Leichters war die Bildung von Frauen, insbesondere von Arbeiterinnen. Sie setzte sich dafür ein, dass Frauen Zugang zu Bildungseinrichtungen erhielten und politisch geschult wurden. Sie organisierte Schulungen und Kurse, die es Frauen ermöglichten, sich aktiv an der politischen und gewerkschaftlichen Arbeit zu beteiligen. Durch ihre Arbeit schuf sie eine Grundlage für die politische Emanzipation von Frauen und stärkte ihre Position in der Arbeiter*innen-Bewegung. Leichter verstand Bildung als Schlüssel zur Selbstermächtigung und politischen Teilhabe von Frauen. Ihr Engagement in der Arbeiter*innenbildung und ihre Schriften trugen wesentlich dazu bei, dass Arbeiterinnen als eigenständige politische Subjekte wahrgenommen wurden .
Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus in Österreich wurde Käthe Leichter als Sozialistin und Jüdin zur Zielscheibe politischer Verfolgung. 1938 wurde sie von der Gestapo verhaftet und im KZ Ravensbrück interniert. Trotz schwerer Haftbedingungen setzte sie ihre politische Arbeit im Untergrund fort. Am 17. März 1942 wurde sie im Zuge der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Programme in der Tötungsanstalt Bernburg ermordet.
Käthe Leichters Vermächtnis lebt bis heute fort. Ihr unermüdlicher Einsatz für die Rechte von Arbeiterinnen und für Bildung hat bleibende Spuren hinterlassen. Die Käthe-Leichter-Gastprofessur an der Universität Wien, die regelmäßig an herausragende Forscherinnen im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung vergeben wird, erinnert an ihre Verdienste .
Ihr Name steht symbolisch für den Kampf um soziale Gerechtigkeit und die Rechte der Frauen in der Arbeitswelt. Käthe Leichter bleibt eine inspirierende Figur für kommende Generationen, die sich für soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung einsetzen.
Quellen:
- Geschichtewiki Wien: Käthe Leichter. Geschichtewiki Wien
- Wikipedia: Käthe Leichter. Wikipedia
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW): Käthe Leichter. DÖW
- Käthe-Leichter-Gastprofessur, Universität Wien: Wer war Käthe Leichter? Universität Wien
- Das Rote Wien: Käthe Leichter. Das Rote Wien