12. April 2025: Zu Besuch im United States Holocaust Memorial Museum

Knapp 500 Meter Fußweg vom Washington Monument entfernt befindet sich das United States Holocaust Memorial Museum, kurz USHMM. Seit der Eröffnung im Jahr 1993 besuchten rund 47 Millionen Menschen die nationale Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust in der US-Bundeshauptstadt. Darüber hinaus verwaltet das Museum eine der weltweit größten Online-Enzyklopädien zum Thema.

Jimmy Carter, der kürzlich verstorbene 39. US-Präsident, war die treibende Kraft hinter der Entstehung des Museums. 1978 wurde die „President’s Commission on the Holocaust” einberufen – der Holocaust-Überlebende und spätere Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel fungierte als Vorsitzender der Arbeitsgruppe. Zwei Jahre später passierte das Projekt den US-Kongress. Inhaltliche Auseinandersetzungen und Fragen zur weiteren architektonischen Gestaltung verzögerten das Vorhaben jedoch. Im Frühjahr 1993 konnten schließlich die Räumlichkeiten eröffnet werden, wobei die heutige „Hall of Remembrance“, eine hexagonale Halle mit zentraler Lichtkuppel, als Gebäudezentrum dient. Seit der Eröffnung sammelt und bewahrt das USHMM Beweisstücke, organisiert Gedenkveranstaltungen, konzipiert Lernmaterialien und produziert eigene Medieninhalte.

Ausstellungsübersicht

Die Dauerausstellung „The Holocaust“ ist das historische Herzstück des Museums. Mit zahlreichen Artefakten, Fotografien und Berichten von Zeitzeug:innen führt die Ausstellung durch die Chronologie des Völkermordes – von der Machtergreifung der Nazis im Jahr 1933 über die systematische Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden bis hin zur Befreiung der Konzentrationslager in den letzten Kriegsjahren. Daneben gibt es aktuell vier Spezialausstellungen zu sehen, die unterschiedliche Themenbereiche abdecken. So beleuchtet die Ausstellung „Americans and the Holocaust” die Beweggründe, Zwänge und Ängste, die das amerikanische Handeln in Bezug auf Nationalsozialismus, Krieg und Genozid prägten. Eine weitere Schau mit dem Namen „Remember the Children: Daniel’s Story” erzählt aus der Perspektive eines Kindes das Schicksal seiner Familie während des Holocausts, indem sie realitätsnahe Szenen und interaktive Elemente nutzt, um das Erlebte greifbar zu machen.

Das United States Holocaust Memorial Museum verfügt zudem über zahlreiche Online-Ausstellungen. Erweitert wird das Angebot durch eine „Holocaust-Enzyklopädie”, die zu den größten Nachschlagewerken weltweit gehört und Tausende von Einträgen umfasst, sowie durch eine Datenbank mit Namen von Holocaust-Überlebenden und Opfern.

Halle der Erinnerung

Im oberen Bereich des Museums befindet sich die bereits erwähnte „Hall of Remembrance”, die für öffentliche Zeremonien, aber auch für das individuelle Gedenken konzipiert ist. Darin befindet sich eine ewige Flamme, die vor einer Inschrift aus dem Deuteronomium brennt: „Nur hüte dich und bewahre deine Seele wohl, dass du die Geschehnisse nicht vergisst, die deine Augen gesehen haben, und dass sie nicht aus deinem Herzen weichen alle Tage deines Lebens; sondern du sollst sie deinen Kindern und Kindeskindern verkünden!”

Das Holocaust Memorial Museum in Washington steht seit vielen Jahren in engem Austausch mit österreichischen Forschungsstätten und weiteren Institutionen. So schlossen etwa Mitte Dezember 2024 das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und das USHMM eine Kooperationsvereinbarung zur Digitalisierung von Archivbeständen des DÖW. Diese werden unter Einsatz modernster Technologien digitalisiert und anschließend Forschenden in den USA zugänglich gemacht.

Informationen zum Besuch im USHMM

Wer das USHMM besuchen möchte, kann sich online ein Ticket dafür reservieren – dieses ist aber nur für den Eintritt der Dauerausstellung erforderlich. Für die Spezialausstellungen sind vorab keine Reservierungen nötig. Das Museumsgebäude ist täglich, abgesehen von wenigen Ausnahmen, von 10:00-17:30 Uhr geöffnet – der letzte Einlass in die Dauerausstellung beginnt um 16:30 Uhr.

Wie in den USA üblich muss vor dem Besuch eine Sicherheitskontrolle passiert werden – zumal es in der Vergangenheit zu Anschlagsversuchen und rechtsextremen Gewaltakten gekommen ist: Im Juni 2009 wurde etwa der Wachmann Stephen Tyrone Johns bei einem Schusswechsel tödlich verletzt. Beim Attentäter handelte es sich um einen 88-jährigen vorbestraften Rassisten und Holocaust-Leugner, dessen Verhaftungsgeschichte bis in die 1960er Jahre zurückreichte.

Text von Alexander Neunherz

Alle Informationen zum Museumsbesuch sowie sämtliche Ausstellungs- und Bildungsangebote des USHMM sind auf der Webseite http://www.ushmm.org abrufbar

Foto: USHMM.jpg Credit: Alexander Neunherz

Text: Alexander Neunherz hat das United States Holocaust Memorial Museum in Washington, D.C. besucht.

Quelle „Der Sozialdemokratische Kämpfer 1_2_3_2025“
Hier geht es zur gesamten Ausgabehttp://www.freiheitskaempfer.at/wp-content/uploads/2025/03/Kaempfer-1_2_3_2025.pdf

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