Ein menschenverachtendes Schauspiel inszenierten die Nationalsozialisten bei der Hinrichtung von Wiener Feuerwehrmännern am 31. Oktober 1944. Dafür erließ Kommandant Ing. Stanzig von der Feuerschutzpolizei am 28. Oktober 1944 einen eigenen Sonderbefehl. Er ordnete an, dass an diesem Tag die Männer der Wiener Feuerwehr in Uniform auf dem Militärschießplatz Kagran (heute Donaupark, Anm.) antreten mussten. Jenen Männern, die sich vielleicht diesem „Spektakel“ entziehen wollten, die eventuell schon eine Vorahnung hatten, was da auf sie zukommen könnte, drohte der SS-Standartenführer Ing. Stanzig mit disziplinären Maßnahmen. Denn ihnen waren sicher die Terrorurteile des Obersten SS- und Polizeigerichts gegen Widerstandskämpfer aus den Reihen der Wiener Feuerwehr vom 25. März 1944 bekannt, das 46 Kollegen wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ beziehungsweise „Feindbegünstigung“ mit der Todesstrafe oder zu Zuchthausstrafen in der Dauer von fünf Jahren bis zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt hatte. Alle 46 Feuerwehrmänner wurden nach der Urteilsverkündigung am 29. März 1944 in das Konzentrationslager Mauthausen verschleppt.
Bei den Kollegen lebte das Andenken an Georg Weissel, den im Februar 1934 hingerichteten Floridsdorfer Genossen, weiter. So brachte etwa das illegale Einheitsfrontorgan der Wiener Berufsfeuerwehr – „Der rote Feuerwehrmann“ – im Februar 1937 eine eigene Georg-Weissel-Gedächtnisnummer heraus. Seinem Beispiel folgten auch Wiener Feuerwehrmänner während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. In einem Fonds, der nach Weissel benannt wurde, sammelten sie Geldspenden zur Unterstützung von Angehörigen verfolgter, verhafteter und hingerichteter Kollegen und verbreiteten illegale Flugschriften gegen das NS-Regime. So heißt es etwa in der politischen Beurteilung durch den NSDAP-Gaupersonalamtsleiter Volkmer am 18. Dezember 1942 über Hermann Plackholm, den Hauptwachtmeister bei der Feuerwache Speising und ein führendes Mitglied der Widerstandsgruppe in den Reihen der Wiener Feuerwehr: „Hermann Plackholm, der dem marxistischen Lager entstammt, steht seit dem Umbruch dem NS-Staat abwartend gegenüber. Sein Gesamtverhalten lässt darauf schließen, dass er von seiner früheren marxistischen Weltanschauung bisher noch nicht losgekommen ist.“ Bei einem anderen Hauptangeklagten vor dem SS- und Polizeigericht, dem Meister der Hauptfeuerwache Ottakring Franz Pascher, stellte dieser NS-Funktionär in seiner Beurteilung fest, dass er „bei Sammlungen jede Gebefreudigkeit vermissen“ lässt. In den Februartagen 1943 rollte die Verhaftungswelle der Wiener Gestapo gegen Feuerwehrleute an. Insgesamt konnte die Gestapo 48 Zellenmitglieder dieser Widerstandsgruppe eruieren, über die sie drei Tage nach den drastischen Urteilen feststellte: „Unter den bemerkenswertesten ist wohl die kommunistische Zelle innerhalb der Wiener Feuerschutzpolizei zu nennen.“
Aus dem Konzentrationslager Mauthausen wurden die fünf zum Tode und dauernden Ehrverlust verurteilten Feuerwehrmänner, Franz Pascher, Johann Perthold, Hermann Plackholm, Oskar Schlaf und Johann Zak, am 27. Oktober 1944 nach Wien gebracht und im Polizeigefangenhaus, Roßauer Lände 7, eingesperrt. Am frühen Morgen des 31. Oktober 1944 wurden die fünf zum Tode Verurteilten an Pfählen auf dem Militärschießplatz Kagran angebunden, ihre zwangsweise abkommandierten Kameraden mussten im offenen Karree antreten, Zak rief noch „Ich grüße noch einmal alle meine Kollegen“, Plackholm ergänzte „Auch ich“, dann erschoss ein Exekutionskommando Hermann Plackholm und Johann Zak. Den drei anderen an Pfählen gebundenen Feuerwehrleuten, die die Hinrichtung ihrer beiden Freunde und Gesinnungsgenossen miterleiden mussten, teilten die barbarischen Henker nach diesem grausigen „Spektakel“ ihre Begnadigung zu lebenslänglichem Zuchthaus mit und schickten sie wieder in das Konzentrationslager Mauthausen. Alle 44 Wiener Feuerwehrleute sollten das KZ Mauthausen überleben.
Erst einige Jahre nach ihrer Ermordung, nämlich im Herbst 1949, wurden in der Schachtgräberanlage der Gruppe 40 des Wiener Zentralfriedhofes, in der Reihe 20, Grab 190, die hier verscharrten Leichen von Hermann Plackholm und Johann Zak gefunden. Dieses Grab existiert heute noch.
Gerald Netzl
Foto: Johann Zak_Hermann Plackholm_Gruppe 40.jpg Credit: Gerald Netzl
Text: Der Grabstein von Hermann Plackholm und Johann Zak in der Gruppe 40.
Der Dank für den Text und die Bilder geht an den Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen,
Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen. Alle Artikel der aktuellen Ausgabe finden sich hier: http://www.freiheitskaempfer.at/wp-content/uploads/2024/12/Kaempfer-10-11-12-2024.pdf