Seit vielen Jahren ist der Gedenkmarsch der Wiener Antifaschist*innen am 1. November ein wichtiger Ankerpunkt unserer Gedenkarbeit. Auch heuer gedachte der Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen gemeinsam mit der SPÖ Wien und den sozialdemokratischen Jugendorganisationen der Opfer des Kampfes gegen Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Dem Aufruf folgten Mandatar*innen und Vertreter*innen der SPÖ, der Sozialdemokratischen Frauen, der Sozialistischen Jugend, der Jungen Generation, der Roten Falken und des VSSTÖ, begleitet von den wehenden Fahlen der Jugendorganisationen in der relativ warmen Novembersonne.
Der Marsch führte zuerst zum Grab von Rosa Jochmann, wo die langjährige Vorsitzende unseres Bundes geehrt wurde. Der Gedenkzug ging weiter zum Mahnmal der Stadt Wien für die Opfer für ein freies Österreich 1934-1945. Bundesvorsitzender Gerald Netzl begrüßte die zahlreichen Teilnehmer*innen und verwies auf die Aktivitäten des Bundes wie die Sonderausgabe des „Kämpfers“ von 1964 sowie die Herstellung des Ansteckers des Abzeichens des Republikanischen Schutzbundes – beides wichtige Beiträge im Gedenkjahr 1934/2024. Mit einem eigenen Kalender 2025, der Widerstandskämpfer*innen gegen den Nazi-Faschismus und seinen Opfern gewidmet ist, werden wir auch 1945/2025 würdig begehen.
Am Mahnmal hielt Bürgermeister Michael Ludwig eine bewegende Rede und bedankte sich bei unserem Bund für das Engagement. Er verwies auf den Siegeszug der rechten Parteien, die diesen vor vielen Jahren von Österreich aus starteten. Nun lädt der erste Nationalratspräsident Viktor Orbán als ersten Besucher ein. Ludwig hielt fest, dass wir deutlich machen müssen, dass wir rechte Politik nicht akzeptieren und mit der FPÖ keine Koalition eingehen werden. Die SPÖ dient keinesfalls als Steigbügelhalter jener Parteien, die die Grundfesten unseres Systems angreifen.
Bei der Gedenkstätte für die Opfer der NS-Justiz und NS-Kindereuthanasie, der Gruppe 40, erinnerte Michaela Schüchner, Bezirksvorsteherin in Penzing, insbesondere an die vielen Kinder, die in der angeblichen „Spezialklinik“ am Spiegelgrund der Nazis gefoltert und getötet wurden. 600 Urnen wurden am Zentralfriedhof beigesetzt. Noch heute ist unklar, wie viele Kinder damals wirklich ermordet wurden. Michaela Schüchner appelliert an unser aller Achtsamkeit. Auch wenn Zeitzeug*innen verschwinden, muss über die schrecklichen Ereignisse berichtet werden. Wir sind die Stimme der ermordeten Kinder vom Spiegelgrund.
Die Abschlussrede im Ehrenhain für die Februar- und die Spanienkämpfer hielt Lena Stern von der SJ Wien. Sie erinnerte daran, dass Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich sind und verteidigt werden müssen. Hetze, die früher zu einem Aufschrei in der Gesellschaft geführt hätte, wird mittlerweile so hingenommen. Die FPÖ trägt Rassismus offensiv in die Gesellschaft. Lena Stern erinnerte an die Worte Josef Hindels, dass Faschismus keine Naturgewalt sei und die Solidarität ein Werkzeug dagegen. Nie wieder Faschismus ist ein Auftrag, den wir uns selber geben.
Der Gedenkmarsch endete wie jedes Jahr mit dem gemeinsamen Singen der „Internationale“.
Julia Hinterseer-Pinter
Foto: 2024_11_01 bei Rosa Jochmann.jpg Credit: Markus Sibrawa
V. l. n. r. Michaela Schüchner, Lena Stern, Rihab Toumi, Paul Stich, Gerald Netzl, Volkmar Harwanegg, Michael Ludwig, Barbara Novak, Arijana Šegalo und Marina Hanke
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Der Dank für den Text und die Bilder geht an den Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen,
Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen. Alle Artikel der aktuellen Ausgabe finden sich hier: http://www.freiheitskaempfer.at/wp-content/uploads/2024/12/Kaempfer-10-11-12-2024.pdf