14. Oktober 2024: Gedenkstele für die Opfer der Shoa in den Volkshochschulen

Wir enthüllten am 25. Juni die Gedenkstele für die Opfer der SHOA, die Vortragende oder Funktionäre unserer Organisation waren 79 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus, 79 Jahre nach dem Ende des Krieges. Eine lange Zeit ist vergangen. Österreich ist ein Land, das lange gebraucht hat, sich mit diesem Teil der Geschichte ehrlich auseinanderzusetzen. Es hat auch bei uns lange gedauert und das ist nicht leicht zu erklären, denn in den Volkshochschulen wurde früher, früher als an den Universitäten, über Zeitgeschichte gesprochen, gab es Vorträge, Diskussionen, Filmvorführungen zu diesem Thema.

Vielleicht haben wir über die Geschichte diskutiert und dabei unsere eigene Geschichte aus dem Blick verloren, das ist einen kritischen Blick wert und ich bin sicher, dass dies auch erfolgen wird. Ein Grund mag vielleicht auch in der Quellenlage liegen, denn die Aufzeichnungen über die Vortragenden vor 1938 wurden vernichtet und es bedurfte eines großangelegten Projektes des Österreichischen Volkshochschularchivs, die Angebote der Wiener Volkshochschulen seit 1887 in einer Datenbank zu erfassen. Die Datenbank umfasst zur Zeit rund 360.000 Einträge und umspannt den Zeitraum von 1887 bis 1972. Einen maßgeblichen Anteil an dieser Erfassung hat eine ehemalige Mitarbeiterin des Volkshochschularchivs, Edith Hahn, die Auswertungen seit 25 Jahren durchführt, nach ihrer Pensionierung, ehrenamtlich.

Die Erforschung und die Recherche sind eine Sache, damit dies aber sichtbar wird, braucht es Personen, die tätig werden, ohne Christian H. Stifter und Robert Streibel gäbe es dieses Projekt nicht und gäbe es auch nicht dieses öffentliche Zeichen, diese Gedenk-Stele. Der kritische Blick auf unsere Vergangenheit im Großen wie auch im Kleinen ist notwendig, das ist manchmal schmerzhaft und bringt zuweilen auch Versäumnisse zu Tage. Und ich weiß, dass dieses Projekt noch nicht abgeschlossen ist, auch wenn ein eindrucksvolles Rufzeichen vor dieses generalsanierte Haus gesetzt wurde. Das Projekt ist nicht zu Ende und es ist klar, dass nicht nur der Opfer gedacht wird, sondern auch der „Täter“, denn auch die gab es im Umfeld der Volkshochschulen. Erste Schritte mit Publikationen und einer Analyse des Programms in der Zeit des Nationalsozialismus wurden schon gesetzt und das ist gut so.

Herbert Schweiger, Geschäftsführer der VHS GmbH

Foto: VHS Hietzing 25.06.2024.jpg Credit: Nick Mangafas

Fototext: V. l. n. r.: Robert Streibel und Sylvia Kuba (beide VHS Hietzing), Christian H. Stifter (Österr. VHS-Archiv), Linda Erker (DÖW) und Herbert Schweiger (VHS GmbH) in der Hofwiesengasse 48 in Hietzing.

Quelle „Der Sozialdemokratische Kämpfer 7_8_9_2024“


Hier geht es zur gesamten Ausgabe: http://www.freiheitskaempfer.at/wp-content/uploads/2024/09/Freiheitskaempfer-7-8-9-2024_Web.pdf

Text: von Dr. Gerald Netzl

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