Begriffe wie Postfaschismus, Neofaschismus oder Austrofaschismus begegnen uns immer wieder im Fernsehen, Radio, in Zeitungen, aber auch in persönlichen Gesprächen mit Kolleg:innen und Freund:innen. Das Wort Faschismus in seinen vielen Adaptierungen ist uns leider nur allzu gut bekannt und erinnert nicht nur an dunkle Zeiten in der Vergangenheit, sondern beschreibt noch immer politische Phänomene des Alltags.
Aufgrund der weiterhin verbreiteten Verwendung des Wortes wie auch der anhaltenden historischen wie auch kontemporären Auseinandersetzung mit Faschismen verschiedener Ausprägung wurden in den letzten Jahren zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen dazu veröffentlicht. Vor allem die Aufarbeitung des Austrofaschismus führte erfreulicherweise zu einer Menge an Publikationen, um auch verschiedene Teilaspekte dieses unmenschlichen Regimes aufzudecken und Interessierten zugänglich zu machen.
Mit eben dieser Motivation schrieb der erfahrene Erwachsenenbildner und aktive Antifaschist Werner Anzenberger eine leicht verständliche, aber dennoch ausführliche Abhandlung zum Thema Faschismus, die kürzlich im ÖGB-Verlag in der Publikationsserie „Politik und Zeitgeschehen“ erschien. Das kompakte Buch soll, wie der Autor selbst schreibt, als „Arbeitsunterlage für Schüler:innen, Student:innen und die Erwachsenenbildung“ zur Verfügung stehen.
Nach einer kurzen Einleitung die zur Begrifflichkeit des Faschismus, seiner Herkunft, seiner Verortung als rechtsextreme Ideologie Stellung nimmt, widmet sich der erste Themenkomplex des Buches dem so genannten „historischen Faschismus“. Hier fokussiert der Autor insbesondere auf den italienischen Faschismus, der mit seinem Begründer Benito Mussolini die Grundsätze realer faschistischer Politik setzte. Dieser „Urform“ des Faschismus wird entsprechend mehr Platz eingeräumt, da nachfolgende faschistische Regime sich in vielen Bereichen an das italienische Original anlehnten.
Neben Italien werden auch andere faschistische Länder, in der jeweiligen spezifischen Ausformung, wie beispielsweise der Nationalsozialismus in Deutschland, der Austrofaschismus in Österreich und der Franquismus in Spanien, in kurzer und übersichtlicher Weise dargestellt. Ein weiteres Hauptkapitel analysiert die „Kernelemente des Faschismus“ wie den Nationalismus, die Ablehnung der Demokratie, den Antimarxismus-Antisozialismus, den Rassismus, die Gewalt u.a. Gerade diese Abhandlungen vermitteln ein grundlegendes Verständnis des Charakters der faschistischen Ideologie und bilden leichtverständliche Werkzeuge, um den Faschismus und seine Eigenarten noch besser zu verstehen.
Weitere, allerdings etwas kürzere Kapitel, beschäftigen sich mit der zumeist mangelhaften Aufarbeitung der faschistischen Vergangenheit und mit den aktuellen faschistisch-politischen Ausprägungen. Das höchst informative Buch weist den interessierten Leser:innen, dank eines ausführlichen Literaturverzeichnisses, auch den Weg zu weiterführenden Publikationen.
Marcus Strohmeier
Werner Anzenberger: Faschismus. Eine Arbeitsunterlage (Politik und Zeitgeschehen 7), ÖGB-Verlag, Wien 2023, 150 S./Ill. Kostenlos bestellbar und online abrufbar unter http://www.voegb.at
Quelle „Der Sozialdemokratische Kämpfer 7-8-9/2023“
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