14. August 2023: Hans-Joachim Kulenkampff – Gedenken zum 25. Todestag

Vor 25. Jahren, am 14. August 1998, ist der großartige Schauspieler, Entertainer, und Fernsehmoderator Hans-Joachim Erwin „Kuli“ Kulenkampff gestorben. Bekannt wurde er vor allem durch Quizsendungen und Fernsehshows, wie „Einer wird gewinnen, in denen der Moderator durch seine Schlagfertigkeit aber auch durch seine ganz persönliche Meinung, die er ohne Umschweife kundtat, zum Publikumsliebling avancierte. Aus seiner Sympathie für die Sozialdemokratie machte er ebenfalls keinen Hehl. So unterstützte er 1969 offen den SPD-Kanzlerkandidaten Willy Brandt. Dieser unvergesslichen Persönlichkeit wollen wir heute gedenken.

Am 27. April 1921 wurde Hans-Joachim Kulenkampff in die bekannte Bremer Familie (erstmals 1495 erwähnt) Kuhlenkampff hineingeboren. Kulenkampff war in seiner Jugend in mehreren Sportvereinen (Radsport, Tennis) aktiv. 1939, nach dem Abitur am Gymnasium Lettow-Vorbeck-Schule (heute Hermann-Böse-Gymnasium) in Bremen, studierte er an der Schauspielschule des Deutschen Theaters Berlin. Ab 1941 diente er in der Wehrmacht und war im Krieg gegen die Sowjetunion eingesetzt. Dort amputierte er sich eigenhändig mehrere erfrorene Zehen und hatte auch andere traumatische Erfahrungen. Der Kriegseinsatz wurde zu einem Tabu, über das er selten sprach, und bei Kriegsfilmen der 1960er Jahre verließ er weinend den Raum. Sein Debüt als Schauspieler gab er 1943 am Bremer Schauspielhaus und spielte auch an Theatern in Österreich und der Schweiz. Zu Kriegsende musste er in Berlin nochmals an die Front und kam in britische Kriegsgefangenschaft. Von 1947 an trat er regelmäßig in Frankfurt am Main im Kleinen Theater im Zoo (heute Fritz Rémond Theater) auf. Zu seinen größten Erfolgen zählte die Rolle des Generals Harras in „Des Teufels General“ von Carl Zuckmayer.

1950 begann Kulenkampff zudem als Ansager beim Hessischen Rundfunk zu arbeiten, wobei er auch zum Team des Frankfurter Weckers gehörte. Auf der 18. Großen Deutschen Rundfunk-, Phono- und Fernseh-Ausstellung in Düsseldorf startete am 29. August 1953 seine erste Show „Wer gegen wen?“ mit der „Kuli“ wegen seines Charmes und seiner Schlagfertigkeit zu einem Liebling des Fernsehpublikums wurde. 1958 und 1961 spielte Kulenkampff zusammen mit Heinz Erhardt in den Filmen „Immer die Radfahrer“ und „Drei Mann in einem Boot“. Viel Aufmerksamkeit brachten in jener Zeit auch seine Werbespots für die Pfeifen- und Tabakfirma Stanwell mit dem Slogan „Drei Dinge braucht der Mann: Feuer, Pfeife, Stanwell“. Mit einem weiteren Markenzeichen, dem Überziehen der Sendezeit, setzte er bereits 1961 in der Sendung Kleine Stadt – ganz groß mit 75 Minuten über der regulären Sendezeit einen Rekord, der 46 Jahre Bestand hatte, bis Stefan Raab in Schlag den Raab 2007 mit 103 Minuten überzog.

Ab 1964 moderierte Kulenkampff 43-mal die Quizsendung „Einer wird gewinnen“, kurz EWG genannt, beendete seine Tätigkeit aber zunächst 1969 ungeachtet des außerordentlichen Erfolgs. In der Folgezeit wirkte er in diversen Fernsehformaten mit, welche aber allesamt wegen mangelnder Popularität vorzeitig eingestellt wurden, darunter die Samstagabend-Spielshows Guten Abend, Nachbarn und Acht nach 8 sowie die Talkshow Feuerabend. Bei letzterer saß er mit drei prominenten Gästen an einem offenen Kaminfeuer. Das Programmformat war seiner Zeit zwar voraus, fand aber nicht genügend Zuschauer.

Nach diesen Misserfolgen beschloss die ARD, EWG wieder aufleben zu lassen, was 1979 (erste Show am 15. September) mit erneut großem Erfolg gelang. Die Sendereihe fand 1987 ihr endgültiges Ende, als Kulenkampff angeblich aus Altersgründen aufhörte.

1993 moderierte Kulenkampff unerwartet ein letztes Mal eine Samstagabendshow, die ZDF-Rateshow „Der Große Preis“. Kulenkampff moderierte Sendungen dabei nach seinen eigenen Vorstellungen, indem er etwa entgegen den Spielregeln eine Ersatzfrage forderte. Oder aber er verriet selbst aus Versehen die Lösung, indem er etwa fragte: „Wie heißt dieser Vesuv?“ Weil die Sendung aber meist parallel zu konkurrierenden Shows der ARD ausgestrahlt wurde, blieb die Zuschauerbeteiligung wiederum hinter den Erwartungen zurück.

Nach einer schweren Operation moderierte er 1997 und 1998 dreimal die von ihm selbst konzipierte Bildungs-Show „Zwischen gestern und morgen“, die ursprünglich als Aufzeichnung sonntags im Nachmittagsprogramm der ARD ausgestrahlt werden sollte. Dies lehnte Kulenkampff ab, da er auf einer Livesendung bestand. Wegen ihres anspruchsvollen Niveaus erreichte die Sendereihe nicht die angestrebten Einschaltquoten, so dass sie eingestellt wurde, was Kulenkampff angeblich sehr getroffen haben soll.

Nach Ende der ersten EWG-Staffel war Kulenkampff in den folgenden 25 Jahren immer wieder mit dem gleichen kleinen Tourneetheater auf Gastspielreisen gegangen. Von 1985 bis 1990 war er fast 2000-mal als Rezitator der Nachtgedanken vor dem nächtlichen Sendeschluss des Ersten zu sehen. Von 1990 bis 1991 moderierte er bei RTL plus die Literatur-Sendung „Kulis Buchclub“. 1997 stand er in dem Zwei-Personen-Stück „Mögliche Begegnungen“ von Paul Barz als Georg Friedrich Händel zum letzten Mal auf der Bühne.

1946 heiratete Kulenkampff die Österreicherin Gertraud (Traudl) Schwarz (1922–2001), die später als Kinderbuchautorin bekannt wurde. Mit ihr hatte er drei Kinder: die Tochter Merle (* 1949) und die Söhne Till (genannt Burli, 1953–1957) und Kai Joachim (* 1959). 1957 fuhr seine Frau mit den Kindern von einem Ferienhaus nach Hause, wobei es zu einem schweren Unfall kam, bei dem Till starb. Im Gegensatz zu seiner Frau sprach Kulenkampff über diesen Schicksalsschlag selten; es war das zweite Tabu seines Lebens.

Sein Wahlheimatort war Seeham im Salzburger Land in Österreich, wo er am 14. August 1998 verstarb. Seine Urne wurde auf dem Friedhof der Wallfahrtskirche Frauenstein (Gemeinde Molln/ Bezirk Kirchdorf) in Oberösterreich beigesetzt.

Politisch nahm er kein Blatt vor den Mund: 1969 unterstützte er gegen Anfeindungen offen den SPD-Kanzlerkandidaten Willy Brandt.

Für einen Skandal sorgte Kulenkampff am 15. Januar 1988 als Gast der NDR-Talkshow, als er die Äußerung Willy Brandts (vom 12. Mai 1985), der damalige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler sei „der schlimmste Hetzer seit Goebbels“, verstärkte, indem er ihn als Hetzer „schlimmer als Goebbels“ bezeichnete. Kulenkampff sagte nach der Sendung: „Warum habe ich Rindvieh nur nicht ‚der schlimmste seit …‘ statt ‚schlimmer als …‘ gesagt? Kein Aas hätte mir da an den Wagen fahren können.“ Auf den Hinweis, Edmund Stoiber und nicht Geißler habe gesagt, dass Nationalsozialisten auch Sozialisten gewesen seien, entschuldigte sich Kulenkampf sofort und übertrug die Kritik auf Stoiber. Zwei Wochen später, am 29. Januar 1988, war Kulenkampff erneut in die NDR-Talkshow eingeladen, diesmal mit seinem Kontrahenten Heiner Geißler, den er schließlich öffentlich um Entschuldigung bat.

Quelle: wikipedia

Foto: dpa

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