22. Februar 2023: Die Geschwister Scholl und die Widerstandsgruppe Weiße Rose

Am 22. Februar 1943 wurden Sophie Scholl, ihr Bruder Hans Scholl und Christoph Probst hingerichtet. Sie waren Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, die ab dem Sommer 1942 in München auf Flugblättern gegen die NS-Diktatur und zur Beendigung des Krieges aufrief. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Sophie Scholl zum Gesicht des Widerstands gegen das NS-Regime. Heute ist die Weiße Rose eine der bekanntesten deutschen Widerstandsgruppen. In der Zeit des nationalsozialistischen Terrors appellierten sie aus humanistischen Motiven an die Verantwortung jedes Einzelnen für Freiheit und Gerechtigkeit.

Die Mitglieder der „Weißen Rose“ verschickten ihre Aufrufe, legten sie in Telefonzellen und in parkende Autos und gaben sie zur Verteilung an Kommilitonen in anderen Städten. Die auch in Köln, Stuttgart, Berlin und Wien verteilten Flugschriften verursachten Aufsehen und führten zu einer intensivierten Fahndung nach den Urhebern. Im Februar vermutete die Gestapo die Autoren der Flugblätter in Münchner Studentenkreisen. Mitte Februar 1943 wurde das sechste Flugblatt fertiggestellt und mit dem Aufruf versandt, das NS-Regime zu stürzen und ein „neues geistiges Europa“ zu errichten. Durch Helmuth James Graf von Moltke gelangte das Flugblatt nach Großbritannien. Im Herbst 1943 wurde es dort nachgedruckt, von britischen Flugzeugen über Deutschland abgeworfen und durch den Sender BBC verbreitet.

Am 18. Februar gegen 11 Uhr legen die Geschwister Scholl das sechste Flugblatt vor den Hörsälen im Hauptgebäude aus, restliche Blätter lassen sie in den Lichthof fallen. Dabei werden sie vom Hausmeister Jakob Schmid beobachtet und festgehalten. Beide werden sofort von der Gestapo verhaftet. Weitere Festnahmen folgen. Bis Ende Februar ist der Münchner Freundeskreis weitgehend inhaftiert. Ihre Familienangehörigen kommen auf Anordnung Heinrich Himmlers in „Sippenhaft“. Die Studierenden und Kurt Huber werden aus der Hochschule ausgeschlossen. Die Entlassung aus der Wehrmacht ermöglicht eine Verurteilung durch den Volksgerichtshof.

Sophie und Hans Scholl werden einzeln vernommen. Sophie bekennt, „mit dem Nationalsozialismus nichts zu tun haben“ zu wollen. Als ihr in der Vernehmung am nächsten Tag, dem 19. Februar 1943,  um vier Uhr morgens mitgeteilt wird, ihr Bruder habe gestanden, legt auch sie ein Geständnis ab.

Christoph Probst hat auf Bitten von Hans Scholl einen Entwurf für ein weiteres Flugblatt verfasst. Hans Scholl trägt diesen Text bei sich, als er verhaftet wird. Es gelingt ihm nicht, das Papier unbemerkt zu zerreißen. Christoph Probst wird als Autor verdächtigt und am 20. Februar  in Innsbruck verhaftet. Die Gestapo zwingt ihn, während des Verhörs am 21. Februar 1943 seinen Text aus den Papierfetzen zu rekonstruieren.

Am 22. Februar 1943 werden Christoph Probst und die Geschwister Sophie und Hans Scholl vom Volksgerichtshof wegen „landesverräterischer Feindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat und Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt. Die Urteile werden noch am selben Tag im Gefängnis München-Stadelheim mit dem Fallbeil vollstreckt.

Die NS-Propaganda berichtete in sehr knapper Form über die Hinrichtung:

„Der Volksgerichtshof verurteilte am 22. Februar 1943 im Schwurgerichtssaal des Justizpalastes in München den 24 Jahre alten Hans Scholl, die 21 Jahre alte Sophia Scholl, beide aus München, und den 23 Jahre alten Christoph Probst aus Aldrans bei Innsbruck wegen Vorbereitung zum Hochverrat und wegen Feindbegünstigung zum Tode. Das Urteil wurde am gleichen Tag vollzogen.“

– Bericht in der Salzburger Zeitung vom 24. Februar 1943

Am 19. April 1943 beginnt der zweite Hochverratsprozess gegen 14 Angeklagte der Widerstandsgruppe. Am späten Abend spricht der Volksgerichtshof die Todesurteile gegen Alexander Schmorell, Willi Graf und Kurt Huber aus. Zehn weitere Angeklagte erhalten zum Teil lange Zuchthaus- und Gefängnisstrafen. Falk Harnack wird freigesprochen.

Familienangehörige und Freunde der Weißen Rose versuchen, mit Gnadengesuchen die Vollstreckung der Todesurteile zu verhindern. Alle Gesuche werden abgelehnt, bei Kurt Huber, Alexander Schmorell und Willi Graf mit der Begründung, es handle sich „wohl um den schwersten Fall hochverräterischer Flugblattpropaganda“.

In seiner Verteidigungsrede am 19. April 1943 betont Kurt Huber, der Kreis habe aus „sittlichen Motiven, aus innerer Not und im Kampf um das Recht (…) auf (…) politische Selbstbestimmung“ gehandelt. Sophie Scholl sagt im Verhör am 20. Februar 1943: „Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan zu haben.“

„… und ihr Geist lebt trotzdem weiter!“

Hans Leipelt und Marie-Luise Jahn studieren am Chemischen Institut der Münchner Universität. Nach der Hinrichtung von Christoph Probst und den Geschwistern Scholl tippen sie das sechste Flugblatt mehrfach ab und schreiben darüber: „… und ihr Geist lebt trotzdem weiter!“

Die Gräber von Sophie und Hans Scholl sowie Christoph Probst befinden sich auf dem neben der Justizvollzugsanstalt Stadelheim gelegenen Friedhof am Perlacher Forst (Grab Nr. 73-1-18/19).

„Freiheit“ schrieb Sophie Scholl auf die Rückseite ihrer Anklageschrift

Quelle und weitere Informationen:

Weiße Rose Stifung e.V.

Foto: George (Jürgen) Wittgenstein/akg images

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