(Strukturiert in drei Abschnitten mit Quellenhinweisen)
1. Vor 1945 – Der Peršmanhof als bäuerlicher Lebensort und Rückzugsraum
Der Peršmanhof liegt auf rund 1.200 Metern Seehöhe in der Gemeinde Eisenkappel-Vellach im Süden Kärntens, nahe der slowenischen Grenze. Der abgelegene Hof war seit Generationen im Besitz der Familie Sadovnik, einer slowenischsprachigen Bergbauernfamilie. In den 1930er und frühen 1940er Jahren lebten dort mehrere Generationen gemeinsam ein traditionelles bäuerliches Leben in ärmlichen Verhältnissen, geprägt von Selbstversorgung, Holzarbeit und Viehwirtschaft.
Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das NS-Reich 1938 verschärfte sich die Diskriminierung der slowenischen Minderheit Kärntens drastisch. Am 14. April 1942 begann die Deportation slowenischer Familien durch Abteilungen des Reservebataillons 171 und SS-Einheiten. Offiziell sprach man von der »Umsiedlung von Slowenen aus Kärnten«, tatsächlich wurden Menschen deportiert, Familien auseinandergerissen, Frauen und Männer zur Zwangsarbeit gezwungen.
In dieser Zeit begann auch der Widerstand: Ab 1942 wurde der Peršmanhof zu einem wichtigen Stützpunkt der slowenischen Partisanenbewegung, da er abgelegen lag und gute Fluchtwege bot. Die Sadovniks unterstützten die Partisanen mit Lebensmitteln, Unterkunft und Logistik.
Quellen:
- Evelyn Steinthaler / Verena Loisel: Peršmanhof – 25. April 1945. Bahoe Books, 2022.
- Wilhelm Baum: Peršmanhof 1945. Protokolle eines NS-Kriegsverbrechens. Kitab Verlag, 2013.
- persman.at (Museum & Verein Peršman)
- DÖW: https://ausstellung.de.doew.at/b168.html
2. Das Massaker vom 25. April 1945
Am 25. April 1945 – nur wenige Tage vor Kriegsende – wurde der Peršmanhof, ein zentraler Stützpunkt der Widerstandsbewegung, von einer Einheit des 13. SS-Polizeiregiments überfallen. Ziel war die Zerschlagung des Widerstands in den Bergen. Nach einem Feuergefecht mit den Partisan:innen kehrten acht Männer des SS- und des Polizeiregiments 13 zum Hof der Kärntner-slowenischen Bergbauernfamilie zurück.
In brutaler Weise wurden elf Familienmitglieder der Sadovniks und ihrer Verwandten, der Familie Kogoj, exekutiert – darunter sieben Kinder. Drei Kinder überlebten schwer verletzt, darunter die zehnjährige Ana Sadovnik, deren Zeugenaussage später als zentraler Beweis gegen die Täter vorgebracht wurde. Der Hof wurde nach dem Massaker niedergebrannt.
Ziel war nicht allein Vergeltung, das Verbrechen sollte zur Abschreckung dienen und die Widerstandsbewegung brechen. Am Tag nach dem Massaker wird Anzeige erstattet und die überlebenden Kinder in Eisenkappel einvernommen. Im Februar 1946 werden die gerichtlichen Voruntersuchungen wieder aufgenommen. Dabei bleibt es auch. Die Verfahren gegen Tatverdächtige werden eingestellt, wichtige Zeugen nicht einvernommen. Es kommt nie zu einer Anklage.
Quellen:
- Wilhelm Baum: Peršmanhof 1945, Kitab, 2013.
- Fabian Prilasnig: Das Massaker am Peršmanhof – eine quellenkritische Studie, GRIN Verlag, 2014.
- Zeitzeugenaussage Ana Sadovnik, dokumentiert in der Graphic Novel von Steinthaler/Loisel.
3. Nach 1945 – Gedenkkultur, Kämpfe um Erinnerung und das Museum
Nach dem Krieg lebten einige Überlebende zeitweise am Hof, doch blieb der Ort lange ohne staatliche Anerkennung als Gedenkort. Erst ab den 1970er Jahren begannen linke Gruppen und die Kärntner Partisanenvereinigung damit, regelmäßig Gedenkveranstaltungen am Ort des Massakers abzuhalten. Der Ort wurde zu einem Symbol slowenischen antifaschistischen Widerstands und der Erinnerung an die oft vergessenen Opfergruppen.
1965 wurde vom Verband der Kärntner Partisanen am Peršmanhofeine Gedenktafel errichtet. 1982 initiierte der Verband die Errichtung eines kleinen Museums, das sich der Geschichte des Widerstands und der Verfolgung widmet. 2012 wurde der Peršmanhof zu einem modernen Museum ausgebaut und inhaltlich neugestaltet. Es ist ein Erinnerungs- und Gedenkort, informiert wird über die Geschichte der Kärntner Slowen:innen, den antifaschistischen Kampf und die NS-Vebrechen. Für Schüler:innen ab der 8. Schulstufe wurden eigene Schulvermittlungs- und Bildungsprogramme entwickelt.
Quellen:
- www.persman.at
- https://www.erinnern.at/bundeslaender/kaernten/artikel/angebote-vom-museum-persmanhof
- Lisa Rettl: Peršman, Wallstein Verlag, 2014.
Bil: Von Hawaratschi – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16358681