10. Mai 1925: Zum Gedenken an Senta Wengraf

10. Mai 1924 – 6. Dezember 2020

Mit dem Namen Senta Wengraf verbindet man mehr als nur eine große österreichische Schauspielerin. Man erinnert sich an eine Frau von Eleganz, Intelligenz und feinem Humor, die über Jahrzehnte hinweg die Kulturszene prägte – auf Bühne, Leinwand und im Fernsehen. Am 10. Mai 2024 hätte sie ihren 100. Geburtstag gefeiert.


Ein Leben für die Bühne

Geboren in Wien als Tochter eines Versicherungsdirektors, schlug Senta Wengraf zunächst einen anderen Weg ein: Nach dem Gymnasium begann sie eine Ausbildung an der Modeschule Hetzendorf und arbeitete nebenher als Model. Doch bald schon folgte sie ihrer eigentlichen Berufung – dem Schauspiel. Ihre Ausbildung erhielt sie bei der renommierten Dorothea Neff und an einer Schauspielschule. Bereits 1946 debütierte sie am Wiener Volkstheater – im selben Jahr, in dem sie mit „Glaube an mich“ auch ihre erste Filmrolle übernahm. Es war der erste österreichische Spielfilm nach dem Zweiten Weltkrieg – und Wengrafs Einstieg in ein vielseitiges künstlerisches Schaffen.


Film, Fernsehen und die „Salondame“

Senta Wengraf war nie nur auf ein Medium beschränkt. Über 20 Filmrollen zieren ihre Vita – von Klassikern wie Das doppelte Lottchen (1950) über Der Verschwender (1953) bis hin zu ihrer unvergesslichen Rolle als Gräfin Bellegarde in den Sissi-Filmen mit Romy Schneider. Mit Stars wie Josef Meinrad, Marika Rökk oder Alfred Böhm teilte sie sich die Leinwand.

Auch im Fernsehen war sie präsent – unvergessen ihre Rolle der „Ilse“ in der Serie Familie Leitner (1960), zahlreiche Fernsehspiele und Serienauftritte folgten. Oft spielte sie dabei die kultivierte, gebildete Frau – ein Rollenbild, das sie wie keine andere verkörperte. So sehr, dass 2024 der Senta-Wengraf-Ring für das Rollenfach „Salondame“ ins Leben gerufen wurde. Erste Trägerin ist Sona MacDonald – eine Auszeichnung, die auf Lebenszeit vergeben und weitervererbt wird.


Engagements an den großen Bühnen

Ihr Weg führte sie an bedeutende Theaterhäuser: von Mannheim über München und Düsseldorf bis zurück nach Wien. Dort war sie am Burgtheater, im Salzburger Landestheater, an den Wiener Kammerspielen und insbesondere am Theater in der Josefstadt zu sehen. Ab der Spielzeit 1977/78 war sie dort festes Ensemblemitglied – bis zu ihrem Abschied von der Bühne 1998 mit Horváths Glaube Liebe Hoffnung.

Ob in Molnárs Panoptikum, Wildes Lady Windermeres Fächer oder Ken Ludwigs Otello darf nicht platzen – Senta Wengraf bewies in jedem Stück ihre Wandlungsfähigkeit und ihr tiefes Verständnis für Sprache, Timing und Charakterzeichnung.


Privatleben und Verbundenheiten

Im privaten Leben war sie eine Frau mit Stil, Humor – und Geschichten, die man lieber einem Roman anvertraute. In jungen Jahren war sie mit dem Grafen Christoph Herberstein verheiratet. Eine langjährige Freundschaft und tiefgehende Verbindung verband sie mit dem Opernkenner Marcel Prawy, den sie 1946 kennenlernte und bis zu seinem Tod 2003 begleitete. Als seine Erbin übergab sie seine umfangreiche Sammlung von Musikdokumenten der Stadt Wien – ein Akt kultureller Weitsicht.

Eine besondere Rolle spielte auch ihre Beziehung zum ehemaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky, mit dem sie ab 1972 bis zu seinem Tod 1990 ein enges Verhältnis verband. Auch in schwierigen Zeiten wich sie nicht von seiner Seite.


Ein Vermächtnis für Wien und die Kunst

Für ihre Verdienste erhielt Senta Wengraf 2008 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. Ihre Bedeutung für das kulturelle Erbe Österreichs kann jedoch kaum in Auszeichnungen gemessen werden – sie lebt fort in Erinnerungen, Filmen, Bühnenbildern und Erzählungen.

Senta Wengraf wurde in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof, Seite an Seite mit Marcel Prawy, beigesetzt. Es ist ein Ort des Innehaltens – und ein stiller Dank an eine Frau, die Wien und seine Bühnen mit Leben, Anmut und Geist erfüllte.


„Das moderne junge Mädchen mit Herz…“

In einem Interview aus dem Jahr 1946 sagte sie:
„Das moderne junge Mädchen mit Herz, mit Ernst und Aufopferungsfähigkeit liegt mir schon besser, aber deshalb ist die andere Rolle nicht weniger interessant.“

Dieser Satz beschreibt vielleicht am besten, wie Senta Wengraf war: vielseitig, leidenschaftlich, klug – und immer bereit, sich selbst weiterzuentwickeln.


Danke, Senta.

Dein Talent, deine Würde und deine Stimme werden weiterklingen – auf ewig in den Archiven der Kultur und den Herzen der Menschen.

Quellen:

https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Senta_Wengraf

https://wien.orf.at/stories/3079415/

https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Senta_Wengraf

https://de.wikipedia.org/wiki/Senta_Wengraf

Bild: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Senta_Wengraf Bildrechte: CC BY-NC-ND 4.0, Urheber: Georg Lembergh, Bildquelle: Wienbibliothek im Rathaus, Archiv der Öffentlichkeitsarbeit, Verwahrende Institution: MA9 – Wienbibliothek im Rathaus, Datierung: 2006/12/13, abgebildete Person: Senta Wengraf

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