Das Interesse an Geschichte wächst und Debatten über die Deutungshoheit historischer Begriffe nehmen zu. Vor diesem Hintergrund haben wir gemeinsam mit den Historiker:innen Thomas Hellmuth, Karin Moser und Béla Rásky den Begriff des Austrofaschismus diskutiert. Dabei wurden sowohl die kultur- und identitätspolitischen Grundlagen des Regimes im großen Rahmen beleuchtet als auch spannende neue Details zur politischen Praxis vorgestellt. Die Diskussion wurde auf Video aufgezeichnet.
Das Jahr 1934 ist Symbol für tiefgreifende politische Ereignisse, die bis heute polarisieren und die Gemüter erhitzen. Mit der Ausschaltung des Parlaments begann im März 1933 der Prozess der endgültigen Zerstörung der Ersten Republik. Nach den Ereignissen des Februar 1934 etablierte sich das austrofaschistische Regime: Der autoritäre, christliche „Ständestaat“. Diese Diktatur verfolgte eine widersprüchliche und inkonsistente Politik, die in den „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutschland mündete. Die Ideologie war befeuert durch die tiefe Ablehnung der demokratischen Republik, getragen von zur Schau getragenem Katholizismus und mühsam zusammengehalten durch eine ambivalente Österreich-Identität. Mit den Historiker:innen Karin Moser, Béla Rásky und Thomas Hellmuth führte Michael Rosecker ein spannendes Gespräch.