10. Juli 2025: 40 Jahre Rainbow Warrior: Als Frankreich ein Umweltschiff versenken ließ

Am 10. Juli 1985 wurde das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior im Hafen von Auckland, Neuseeland, von Agenten des französischen Geheimdienstes gezielt versenkt. Bei dem Anschlag kam der Fotograf Fernando Pereira ums Leben. Die Aktion, die später unter dem Namen „Operation Satanique“ bekannt wurde, gilt bis heute als einer der aufsehenerregendsten Geheimdienstskandale des 20. Jahrhunderts – und als Wendepunkt in der Geschichte des zivilen Widerstands gegen Atomwaffentests.

Gezielter Anschlag im Auftrag des Staates

Die Rainbow Warrior war ursprünglich ein niederländisches Fischereischiff, das Greenpeace 1978 zum Flaggschiff seiner Umweltkampagnen gemacht hatte. Es war im Sommer 1985 auf dem Weg zu den französischen Atomtestgebieten im Südpazifik, um gegen weitere Kernwaffenversuche zu protestieren.

Frankreich wollte genau das verhindern – und setzte den militärischen Geheimdienst DGSE ein, um das Schiff auszuschalten. In der Nacht des Anschlags brachten Taucher zwei Haftminen am Rumpf des Schiffs an. Die erste Bombe explodierte um 23:38 Uhr. Kurz darauf folgte eine zweite Detonation, die das Schiff endgültig zum Sinken brachte. Während die Crew sich bereits zurückgezogen hatte, war Fotograf Fernando Pereira noch an Bord – er ertrank.

Vertuschung, Skandal und politische Folgen

Die französische Regierung bestritt zunächst jede Verantwortung. Doch schnell stellte sich heraus: Der Angriff war staatlich beauftragt, finanziert aus einer geheimen Regierungsreserve, die direkt dem Präsidenten unterstand. Zwei Agenten, die unter falscher Identität nach Neuseeland eingereist waren, wurden verhaftet, verurteilt – und unter diplomatischem Druck bald wieder freigelassen. Frankreich sollte sie auf einem Stützpunkt im Pazifik weiter inhaftieren, doch beide wurden frühzeitig zurückgeholt.

Der diplomatische Schaden war enorm: Zwischen Neuseeland und Frankreich kam es zu schweren Verstimmungen. Auf Druck der UNO wurden Entschädigungen gezahlt – an Greenpeace, an Neuseeland und an Pereiras Familie. Doch eine offizielle Entschuldigung an die Angehörigen blieb bis heute aus. Verteidigungsminister Charles Hernu und Geheimdienstchef Pierre Lacoste mussten zurücktreten. Lacoste bestätigte später, dass auch Präsident François Mitterrand über die Aktion informiert gewesen sei.

Symbol für zivilen Widerstand

Das Wrack der Rainbow Warrior wurde am 21. August 1985 geborgen und untersucht. Da sich eine Reparatur als wirtschaftlich nicht sinnvoll erwies, wurde es am 2. Dezember 1987 vor der Matauri Bay auf Neuseelands Nordinsel feierlich erneut versenkt – als Mahnmal und künstliches Riff. An der Küste erinnert ein Denkmal an das Schiff und seinen Einsatz für Frieden und Umwelt.

Mit Spendengeldern und Entschädigungszahlungen wurde bald darauf die Rainbow Warrior II gebaut. 2011 folgte ein drittes Schiff mit demselben Namen.

Die Rainbow Warrior wurde zur Ikone der globalen Umweltbewegung. Ihr Untergang zeigte, wie weit Staaten bereit sind zu gehen, wenn wirtschaftliche und geostrategische Interessen auf zivilgesellschaftlichen Widerstand treffen. Doch ebenso wurde sichtbar, wie stark der öffentliche Druck und internationale Solidarität sein können – selbst gegenüber Regierungen mächtiger Staaten.

Quellen:
https://orf.at/stories/3399045/
https://de.wikipedia.org/wiki/Versenkung_der_Rainbow_Warrior

Titelbild:
User: Ot-Eigenes Werk (https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Ot)/ Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 4.0
(https://de.wikipedia.org/wiki/Versenkung_der_Rainbow_Warrior#/media/Datei:RainbowWarrior-1985b.jpg)

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