18. März 2025: 151. Geburtstag von Bertha Eckstein-Diener

Bertha Helene Eckstein-Diener, geboren als Bertha Helene Diener am 18. März 1874 in Wien und verstorben am 20. Februar 1948 in Genf, war eine österreichische Schriftstellerin und Übersetzerin, die unter dem Pseudonym „Sir Galahad“ bekannt wurde. Ihr Werk „Mütter und Amazonen“ (1932) gilt als Klassiker der Matriarchatsforschung, doch ihr Verhältnis zur Frauenbewegung war ambivalent.

Frühe Jahre und Bildung

Bertha Diener wurde in eine streng protestantische Fabrikantenfamilie hineingeboren. Gemeinsam mit ihren Eltern Carl und Marie Diener sowie ihren älteren Brüdern Carl und Paul Hugo wuchs sie im Diery-Schlößl in der Marxergasse im dritten Wiener Bezirk auf. Während ihre Brüder eine formale Schulbildung genossen und Karrieren in Wirtschaft und Wissenschaft anstrebten, wurde Bertha privat von einer Gouvernante unterrichtet, wodurch sie von einer klassischen akademischen Ausbildung ausgeschlossen blieb.

Heirat und intellektuelles Umfeld

Mit Erreichen der Volljährigkeit nutzte sie ihre erste Möglichkeit, sich von den strengen Konventionen ihres Elternhauses zu lösen. Zwei Wochen nach ihrem 24. Geburtstag heiratete sie den 13 Jahre älteren Fabrikanten Friedrich Eckstein, der als Universalgelehrter galt und in intellektuellen Wiener Kreisen vernetzt war. Über ihn kam sie in Kontakt mit Persönlichkeiten wie Rosa Mayreder, Marie Lang, Oskar Simony und Sigmund Freud. Das Ehepaar zog in das St.-Genois-Schlössl in Baden bei Wien (heute Villa Aichelburg), wo sie einen Salon führten, in dem sich Intellektuelle und Künstler wie Karl Kraus, Peter Altenberg, Adolf Loos und Arthur Schnitzler trafen. Schnitzler verewigte die Villa und den 1899 geborenen Sohn Percy in seinem Drama „Das weite Land“ (1911).

Bruch mit der Konvention und Reisen

1900 lernte Bertha Diener den jüdischen Arzt Theodor Beer kennen, mit dem sie ab 1903 eine Beziehung führte. 1904 trennte sie sich auf Probe von Eckstein und begab sich auf Reisen, die sie unter anderem nach Ägypten, Griechenland und England führten. Während dieser Jahre besuchte sie Vorlesungen verschiedener Gelehrter. Die endgültige Scheidung von Eckstein folgte 1909, und sie versuchte, mit Beer ein gemeinsames Leben aufzubauen. Die Beziehung zerbrach jedoch rasch. 1910 brachte sie in Berlin ihren zweiten Sohn Roger zur Welt, den sie aus Angst um das Besuchsrecht für ihren erstgeborenen Sohn heimlich zur Adoption freigab. Roger wuchs bei Pflegeeltern auf, der Kontakt zwischen Mutter und Sohn wurde erst 1936 wieder aufgenommen.

Literarische Laufbahn und ideologische Positionierung

Ihre schriftstellerische Karriere begann Bertha Diener unter dem Pseudonym „Ahasvera“, das auf ihre ruhelose Existenz anspielte. Ihren literarischen Durchbruch erzielte sie jedoch als „Sir Galahad“. Neben Übersetzungen esoterischer Texte verfasste sie kulturhistorische Werke, darunter „Die Kegelschnitte Gottes“ (1914–1919) und insbesondere „Mütter und Amazonen“ (1925–1931), das sich mit Frauen in der Geschichte beschäftigte. Trotz ihres Interesses an matriarchalen Gesellschaften und ihrer Kritik an der männlich dominierten Zivilisationsgeschichte stand sie der Frauenbewegung ablehnend gegenüber. Ihr Schönheitsideal war von schmalen, androgynen Körpern geprägt, während sie „dicke“ oder durch Mutterschaft veränderte weibliche Körper verachtete.

Während der NS-Zeit wurde sie Mitglied der Reichsschrifttumskammer, obwohl sie zwei Söhne jüdischer Abstammung hatte. Sie unterhielt persönliche Kontakte zu Jörg Lanz von Liebenfels und in ihren Werken finden sich antisemitische und rassistische Passagen. Ihre ideologische Ambivalenz und Anpassungsfähigkeit werfen ein kritisches Licht auf ihr Gesamtwerk.

Späte Jahre und Vermächtnis

1936 zog sie nach Genf, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1948 lebte und schrieb. Ihre letzte große Arbeit, eine Kulturgeschichte Englands, blieb unvollendet. Ihr Name geriet in Vergessenheit, bis 2008 in Wien eine Straße nach ihr benannt wurde. Die Bertha-Eckstein-Straße (3. Bezirk) wurde am 7. Oktober 2008 durch Beschluss des Gemeinderatsausschusses für Kultur und Wissenschaft offiziell nach ihr benannt. Allerdings wurde diese amtlich benannte Verkehrsfläche mit Beschluss desselben Ausschusses am 7. Dezember 2021 wieder aufgelassen. Hintergrund war eine geänderte Flächenwidmung, wodurch der Bereich nicht mehr als öffentliche Verkehrsfläche, sondern als Bauland ausgewiesen wurde.

Quellen

https://geschichtewiki.wien.gv.at
https://fraueninbewegung.onb.ac.at
https://de.wikipedia.org
Bild: http://aeiou.iicm.tugraz.at/aeiou.encyclop.data.image.e/e099365a.jpg (gemeinfrei)

Hinterlasse einen Kommentar