Karl Richter ist am 26. Oktober 1872 in Deutsch-Brod (Böhmen) geboren und kam schon als Kind nach Wien. Er erlernte das Handwerk des Vergolders und kam früh mit der gewerkschaftlichen Bewegung in Kontakt. 1900 wurde er Gewerkschaftssekretär und Parteisekretär der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Ab 1903 arbeitete er als Redakteur der Zeitschrift der Holzarbeiter. 1917 wurde er in die Unterhaltsbezirkskommission Meidling und den Mietsenat berufen.
Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Richter dem Provisorischen Gemeinderat der Stadt Wien an und kandidierte ab 1919 auf kommunaler Ebene im 12. Bezirk. Er war von 1919 bis 1920 Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien und fungierte als Stadtrat. Von 1920 bis 1932 war er Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. In dieser Zeit war er von 1920 bis 1927 amtsführender Stadtrat der Geschäftsgruppe Allgemeine Verwaltungsangelegenheiten und anschließend bis 1934 amtsführender Stadtrat der Geschäftsgruppe Technische Angelegenheiten. Von Oktober 1933 bis Februar 1934 fungierte er gleichzeitig auch wieder als amtsführender Stadtrat der Geschäftsgruppe Allgemeine Verwaltungsangelegenheiten. In seinem Verantwortungsbereich lag der Bau von Gemeindewohnungen, Schulen und Kindergärten, Bädern, Brücken und Straßen. Richter wurde vom Dollfuß-Schuschnigg-Regime im Februar 1934 aus politischen Gründen inhaftiert und im Anhaltelager Wöllersdorf interniert. Am 12. März 1935 ist er verstorben. Sein Begräbnis wurde zu einer eindrucksvollen politischen Demonstration gegen den Austrofaschismus.